Gerüchte um schwere Krankheit Wladimir Putins
Wladimir Putin kennt man als autoritär agierenden Präsidenten. Dass sein politischer Stil in letzter Zeit etwas an Kompromisslosigkeit verloren hat, nährt bei Beobachtern das Gerücht, dass er schwer krank ist. Wie das Boulevard-Blatt New York Post unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen wissen will, soll der 62-Jährige Bauspeicheldrüsenkrebs haben. Diese besonders aggressive Krebsform ist schwer behandelbar - durchschnittlich überleben diesen Krebs nur acht Prozent der Patienten. Zuvor schon hatten Nachrichtenagenturen aus Polen und Weißrussland berichtet, Putin hätte Rückenmark-Krebs.
Aufgedunsen
Ein weiteres Indiz für die Annahme, dass Putin wirklich schwer krank ist, ist die Tatsache dass er seinen Geburtstag Anfang Oktober völlig zurückgezogen feierte. Erstmals seit 15 Jahren nahm sich der Präsident für diesen Tag frei. Weit weg von jeder Zivilisation verbrachte er den Tag in der sibirischen Taiga. Die polnische Zeitung Fakt geht noch weiter, bzw deutet die "aggressive russische Außenpolitik der letzten Monate". Putin wolle, bevor er stirbt, als Gründer eines russischen Großreiches in die Geschichte eingehen, schreibt das Blatt. Daher die Annexion der Krim und die Invasion in der Ost-Ukraine.
Putin warnt vor "faschistischer Ideologie"
Nach der Neuwahl der Obersten Rada in der Ukraine (mehr dazu hier) hat Putin am heutigen Dienstag vor einer Wiederkehr "faschistischer Ideologie" in der Ex-Sowjetrepublik gewarnt. Kiew und Moskau müssten alles tun, um dies zu verhindern, teilte der Kremlchef am Dienstag in einem Glückwunsch zum 70. Jahrestag der Befreiung der Ukraine von der Besetzung durch Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg mit.
Wer ist Wladimir Putin, und wie tickt er? Diese Frage stellten sich Russland und der Rest der Welt bereits im Sommer 1999, als Präsident Boris Jelzin den damaligen Geheimdienstchef zum Ministerpräsidenten und damit zu seinem Nachfolger machte. Seit der Ukraine-Krise ist die Frage offener denn je.
Fassungslos verfolgen Gegner wie Sympathisanten, wie Putin jenes außenpolitische Kapital verbrennt, das er in mehr als einem Jahrzehnt mühevoll zusammengetragen hat, wie er den Rubel und die Aktien russischer Unternehmen auf Talfahrt schickt und damit sogar die Loyalität seiner Paladine, die er sich durch Förderung ihrer Geschäftsinteressen erkaufte, aufs Spiel setzt.
Sieht Gegenzüge voraus
Wenn ein Mann, der sich selbst nicht mehr unter Kontrolle hat, den Atomkoffer kontrolliert, warnte Russlands ewige Dissidentin, Walerija Nowodworskaja, kurz vor ihrem Tod im Sommer, stehe man "am Abgrund eines Dritten Weltkriegs".
Was hat Putin, der gewöhnlich rational denkt und Schachzüge seiner Gegner oft im Voraus erahnt und konterkariert, geritten? Was bezweckt er?
Putins "Psychogramm" erstellen zu wollen, ist daher nicht nur eine undankbare Aufgabe, sondern auch müßig. Bestenfalls lassen sich aus seinen Auftritten und Äußerungen von Partnern, mit denen er auf gleicher Augenhöhe verhandelt, Momentaufnahmen erstellen. Legt man die allerdings übereinander, lassen sich daraus einige wenige Konstanten und viele Variable mit positivem wie negativem Vorzeichen herauslesen.
Willensstärke, Disziplin
Zu den Konstanten zählen bei Putin Willensstärke, Disziplin, Pflichtbewusstsein und auch Treue. Nie, so heißt es, habe er einen Freund verraten. Preußische Primärtugenden attestierte ihm auch Russland-Experte Alexander Rahr in seinem Buch "Ein Deutscher im Kreml".
Es erschien kurz nach Putins Machtantritt, als dieser auch im Westen noch als Hoffnungsträger galt. Der späte Putin indes zeigt eher ur-russische Tugenden: Machtbewusstsein und den fast zwanghaften Drang, um jeden Preis Stärke zu zeigen. Wie in der Ukraine-Krise.
Für die Blitzkarriere kamen ihm offenbar auch Techniken zupass, mit denen der kleine Wowa – so kürzen die Russen den Namen Wladimir für Kinder ab – einst den Überlebenskampf gegen Ältere und Stärkere auf dem Petersburger Hinterhof gewann: täuschen, tricksen, treten.
Eines hat er, wie die Ukraine-Krise zeigt, im Petersburger Proleten-Viertel mit Sicherheit nicht gelernt: Kompromisse. Zugeständnisse sind für die meisten Russen nach wie vor ein Synonym für Schwäche, und die verzeiht die Nation ihrem Herrscher nie.
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