Rotes Kreuz kritisiert den UN-Sicherheitsrat

Dominik Stillhart, Direkter des internationalen Roten Kreuzes
Derzeit gebe es eine "beispiellose Anzahl bewaffneter Konflikte" in der Welt.

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) fordert von der internationalen Gemeinschaft mehr Einsatz zur Beendigung von Kriegen und Konflikten. "Weltweit beobachten wir eine beispiellose Anzahl bewaffneter Konflikte, die eine stets wachsende humanitäre Not erzeugen", sagte der für IKRK-Einsätze zuständige Direktor Dominik Stillhart der Nachrichtenagentur AFP in Senegals Hauptstadt Dakar.

Dies sei auch dem Mangel an internationaler Zusammenarbeit auf politischer Ebene geschuldet: "Nehmen wir den UN-Sicherheitsrat. Es gibt heutzutage kaum ein Thema oder einen Konflikt, zu dem er zusammenkommt, um eine politische Lösung zu erreichen."

Syrien gefährde den gesamten Nahen Osten

Anstatt sich auf die Beendigung der Konflikte zu konzentrieren, widme sich die internationale Gemeinschaft vor allem der humanitären Hilfe, sagte Stillhart. Dies könne aber den politischen Einsatz für Frieden nicht ersetzen. Die Welt stecke in einem "Teufelskreis", der zu einer Verlängerung und zunehmenden Regionalisierung von Konflikten führe. So gefährde der Bürgerkrieg in Syrien den gesamten Nahen Osten.

Dieser Konflikt habe in den vergangenen vier Jahren zu der weltweit "schlimmsten humanitären Krise" geführt, sagte Stillhart. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Syrien sei auf der Flucht. Scharfe Resolutionen gegen die syrische Regierung waren im UN-Sicherheitsrat am Widerstand Russlands und Chinas gescheitert.

Es sei fraglich, ob das höchste UN-Gremium noch die geeignete Institution sei, um angesichts des zunehmenden Einflusses von nicht-staatlichen Akteuren wie bewaffneten Milizen Frieden und Sicherheit in der Welt zu gewährleisten, sagte Stillhart. "Ich weiß wirklich nicht, was die Alternative sein könnte. Ich beobachte nur, dass die heutige Institution Schwierigkeiten hat, die Aufgabe zu erledigen, für die sie geschaffen wurde."

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