Rätsel über Putins Prunk – der des Premiers ist dokumentiert
Die Gerüchte, dass Wladimir Putin wohl einer der reichsten Männer Russlands oder weltweit sei, bekamen neue Nahrung, als der Oppositionspolitiker Alexej Nawalny in einem Video den gigantischen Immobilienbesitz von Putins rechter Hand, Premier Dmitri Medwedew, ins Netz stellte.
Dafür wurde er vergangenen Sonntag verhaftet, als Zehntausende in 100 Städten gegen die Korruption der Elite demonstrierten. Nawalny wurde zu 15 Tagen Haft verurteilt, weil er zu den Protesten aufgerufen hatte. Dementiert wurde das Video nicht, der Anwalt und Blogger hatte Drohnen eingesetzt, die die gigantischen Latifundien Medwedews von oben filmten.
Wieso soll der Chef ärmer sein als seine rechte Hand?
Uhrensammlung
Der amerikanische Hedgefonds-Gründer und ehemalige Putin-Vertraute William Browder schätzte in einem Interview mit CNN Putins Vermögen auf 200 Milliarden Dollar. Auch wenn diese Summe ein wenig übertrieben scheint, Bill Gates hat ja nur 80 Milliarden. Browder jedenfalls galt viele Jahre lang als absoluter Insider. Ein bisschen billiger gibt es die Russland-Expertin Karen Dawisha von der Miami University in Ohio: Sie taxiert Putins Vermögen auf 40 Milliarden Dollar, da wäre er nur halb so reich wie Bill Gates. Dawisha behauptet, dass alleine die seltene Uhren-Sammlung des Herrschers im Kreml 700.000 Dollar wert sei.
William Browder wurde zum engen Putin-Freund, als dieser durch die Jelzin-Familie zum Kreml-Boss aufstieg. Browders Hermitage-Investments in Russland beliefen sich nach Recherchen der Welt zeitweilig auf bis zu vier Milliarden Dollar.
Schweizer Konten?
Schon nach fünf Jahren war das Spiel aus. Der Putin-Freund fiel 2005 in Ungnade, seine russischen Firmen wurden wegen Steuerhinterziehung liquidiert und sein Anwalt starb unter ungeklärten Umständen in der Haft.
So gesehen ist es nur logisch, dass Browder zum erbitterten Gegner des Präsidenten geworden ist. Er spricht davon, dass Putin Flugzeuge, Jachten und Paläste sein Eigen nennt. Daneben soll er Unsummen auf Konten in der Schweiz und in Liechtenstein haben. In den Panama-Papers taucht Putins Jugendfreund, der Cellist Sergei Roldugin, auf. Für Nawalny ist er einer der wichtigsten Strohmänner des Präsidenten. Er besitzt Firmenanteile mächtiger Oligarchen und erhielt offenbar Kredite, die nie zurückgezahlt werden müssen.
Wladimir Putin hält das Gerede über große persönliche Reichtümer für "Müll". Er beschimpfte Journalisten: "Sie nehmen alles aus der Nase von irgendjemanden und schmieren es in ihre kleinen Zeitungen."
Weingut in der Toskana
Nicht in Zeitungen , sondern auf YouTube dokumentierte hingegen Nawalny den Prunk von Premier Medwedew. Die eingesetzten Drohnen zeigen unter anderem zwei Palais in St. Petersburg direkt an der Newa. Die edelen Bauten aus der Zarenzeit wurden in Luxus-Appartements unterteilt. In der Stadt verbringt der Regierungschef gerne die so genannten Weißen Nächte (um die Sommersonnenwende) auf einer seiner beiden dort stationierten Yachten.
Außerhalb Moskaus steigt der Premier in seiner Datscha ab. Diese verfügt über einen eigenen See mit Booten, einem Herrenhaus, Nebengebäude für Bedienstete und ein Schwimmbad. Angereist wird per Hubschrauber, ein eigener Landeplatz wurde eingerichtet. Das weitläufige Anwesen ist übrigens ein Geschenk des Oligarchen Alischer Usmanow, dem Generaldirektor einer Gazprom-Tochter.
Neben einer Großfarm im Heimatort des Regierungschefs mit zehntausenden Hektar bleibt da noch das Weingut in der Toskana (100 Hektar), das 53 Millionen Dollar gekostet haben soll.
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