Rackete: „Salvini muss sich da hinten anstellen“

Situation an Bord war laut Rackete "sehr angespannt"
Italien: Die junge deutsche Kapitänin und Aktivistin agiert mit deutscher Nüchternheit.

Wenn einer wie Salvini zurückrudert, darf es zumindest nicht so aussehen. Hatte der italienische Innenminister zuletzt noch die volle Härte des Gesetzes für Carola Rackete gefordert (also eine Haftstrafe), so spricht er jetzt davon, dass er alles tun wolle, um die Kapitänin des Flüchtlingsrettungs-Schiffs „Sea Watch 3“ auszuweisen.

Die Kapitänin und der „Capitano“, wie Salvinis Anhänger ihr Idol nennen – ein Match ganz unterschiedlicher Charaktere. Salvini, der Aufbrausende; Carola Rackete, die Selbstsichere – klar in der Sache, ruhig im Ton.

Genau so hatte sie Interviews von der „Sea Watch 3“ gegeben, und so war sie laut ihren Anwälten auch vor dem Haftrichter in Agrigent (Sizilien) aufgetreten. So wie auch ihr Vater, ein pensionierter Oberstleutnant der Bundeswehr, in einem Interview sagte: „Carola ist nicht impulsiv, sie weiß immer, was sie macht.“ Sie sei nicht blauäugig auf einen Abenteuertrip gegangen, als sie das Kommando über das Schiff übernahm.

Das merkt man der 31-Jährigen in ihren Worten an. Als sie beschloss Lampedusa anzusteuern, argumentierte sie in einem Interview wie eine Juristin. Das Seerecht sehe vor, dass die Rettung von Schiffbrüchigen vollzogen sei, wenn diese an einem sicheren Ort seien; in diesem Punkt kollidiere Salvinis Gesetz mit dem Seerecht.

Nautik studiert

Rackete weiß, wovon sie spricht. Die in Kiel geborene und in Hambühren bei Celle Aufgewachsene besuchte die Seefahrtsschule in Elsfleth, wo sie Nautik studierte. In Großbritannien machte sie einen Master in Conservation Management, engagierte sich bei Greenpeace, jobbte auf Expeditions-Kreuzern und arbeitete in der Polarforschung.

Nur fallweise wurde Rackete als Kapitänin der „Sea Watch 3“ emotional: Etwa als sie in einem Interview sagte, Kommentare Salvinis zu ihrer Person nicht zu verfolgen, sie müsse sich um die in summe 60 erschöpften Personen (40 Migranten, 22 Crew-Mitglieder) an Bord ihres Schiffes kümmern, sei mit europäischen Regierungen in Kontakt, die nicht bereit seien, Verantwortung zu übernehmen. Salvini müsse sich da hinten anstellen.

Die Kameras, die Öffentlichkeit, das dürfte der keinesfalls kontaktscheuen Frau nicht besonders liegen. „Das mag sie überhaupt nicht. Es ist ihr unangenehm, im Mittelpunkt zu stehen“, sagte der Vater in Medien. Nur darum mache er sich Sorgen.

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