Putin will keinen "direkten Draht" mehr zu den Bürgern

Zufriedener russischer Präsident Vladimir Putin
Zum ersten Mal lässt der Kremlchef die öffentlichen Fragestunden ausfallen. Die Russen sind ihm zu kritisch geworden.

Inmitten einer wachsenden Proteststimmung hat Russlands Präsident Wladimir Putin die sonst stundenlange, vom Staatsfernsehen gezeigte Bürgersprechstunde „Der direkte Draht“ absagen lassen. Der russische Präsident rede gerade ständig im Videoformat mit Vertretern der Regionen, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow laut der Agentur Interfax.

Sinkende Einkommen

Bei der bisher letzten Sendung im vergangenen Jahr schlug Putin scharfe Kritik von Bürgern entgegen - etwa wegen sinkender Einkommen und der schlechten Versorgung im Gesundheitswesen. Selten musste sich Putin öffentlich solche Kritik anhören.


„Diese direkten Drähte sind für Putin schon lange eine Last und ein Ärgernis. Erstaunlich, dass er das so lange ausgehalten hat“, kommentierte die Moskauer Politologin Tatjana Stanowaja bei Telegram. Jetzt erlaube er sich den Verzicht. „Neues Regime, neue Regeln“, meinte sie. Putin hatte in diesem Jahr die Verfassung ändern lassen, was ihm eine noch größere Machtfülle gibt und den Verbleib an der Macht bis 2036 ermöglicht, sollte er wieder zu den Wahlen antreten.

Nur zahme Fragen

Bisher hatte Putin in der Sendung Bürgern stets direkt Versprechungen gemacht und weitreichende Entscheidungen angekündigt. Kremlsprecher Peskow meinte, dass Elemente davon in die große Jahrespressekonferenz des Präsidenten eingebaut würden. Demnach soll die Begegnung mit Journalisten in der zweiten Dezemberhälfte wie in den Vorjahren über die Bühne gehen. Dort hat es Putin selten mit einer echten Konfrontation zu tun wie zuletzt bei der Fernsehsendung.

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