Schuld daran ist eine Entscheidung des Erdöl-Kartells OPEC+, in dem Saudi-Arabien eine führende Rolle einnimmt. Dessen Mitgliedsstaaten einigten sich vergangene Woche in Wien darauf, ab November deutlich weniger Erdöl zu fördern als bisher: Pro Tag werden es zwei Millionen Barrel (je 159 Liter) weniger sein – die größte Kürzung seit Jahren.
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Annäherung an Russland
Die Gesetze des Marktes sind in den USA bestens bekannt: Wenn weniger Erdöl gefördert wird, steigt der weltweite Ölpreis an. Für Saudi-Arabien und den Rest der OPEC+-Staaten heißt das, dass sie an der aktuellen Energiekrise verdienen werden. Das ist umso brisanter, weil auch Russland Teil des Kartells ist. „Wir wissen nun, dass sich die Saudis von uns abgewendet haben“, wetterte der demokratische US-Senator Dick Durbin auf CNN. „Sie wollen lieber mit Russland verbündet sein als mit den Vereinigten Staaten.“
Russland profitiert von einem hohen Ölpreis ebenso wie Saudi-Arabien, das Königreich aber wohl noch mehr: Kurz vor Kriegsbeginn in der Ukraine kaufte die saudische Kingdom Holding Anteile an den drei größten russischen Energiekonzernen (Gazprom, Rosneft und Lukoil) im Wert von 600 Millionen US-Dollar.
Eine Annäherung an Russland bringt für Saudi-Arabien abgesehen von ähnlichen Interessen auf dem Ölmarkt auch den Vorteil, dass aus Moskau keinerlei Kritik an der saudischen Interpretation der Menschenrechte ertönen wird - ganz im Gegensatz zu Washington.
Biden flog erst im Juli in die Wüste
Die OPEC+-Entscheidung ist nämlich auch eine persönliche Niederlage für Biden: Erst im Juli war er nach Saudi-Arabien gereist und hatte dort den Kronprinzen Mohammed bin Salman getroffen. Jenen Mann, der als Drahtzieher hinter dem brutalen Mord am saudischen Journalisten Jamal Khashoggi in Istanbul gilt und den Biden deshalb vor zwei Jahren noch als „Pariah“ bezeichnet hatte.
Doch Biden schluckte seinen Stolz herunter und flog in die Wüste – vor allem, um den Kronprinzen darum zu bitten, die Ölfördermenge zu erhöhen.
Dass sich Mohammed bin Salman nun als Teil der OPEC+ für das Gegenteil entschieden hat, könnte auch politische Folgen für Biden haben: In den USA ist teures Tanken ohnehin schon Dauerthema, und schon Anfang November stehen die Zwischenwahlen im Kongress an.
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