Putin macht den Westen für Not und Elend verantwortlich
Hier der böse Westen – dort der von dessen Gier geschändete Rest der Welt. Wieder einmal nützte Wladimir Putin einen öffentlichen Auftritt, um die Entwicklungsländer gegen den Westen auszuspielen und so auf seine Seite zu ziehen. Vor einem Wirtschaftsforum im russischen Wladiwostok stilisierte der Präsident den russischen Angriffskrieg in der Ukraine zur Verteidigung gegen den räuberischen Kapitalismus.
Die westlichen Industriestaaten hätten mit ihrem Weizendeal den globalen Süden erneut betrogen: „Wieder einmal haben sie die Entwicklungsländer einfach getäuscht und täuschen sie weiterhin. Mit diesem Ansatz wird das Ausmaß der Probleme mit der Ernährung (Versorgung) in der Welt leider nur zunehmen – und kann zu einer beispiellosen humanitären Katastrophe führen“, so der russische Präsident.
Wütende Drohungen
Der Westen würde nichts anderes tun, als seine globale Dominanz zu festigen – und zwar mit „aggressiven Methoden“. Die westlichen Sanktionen seien eine „Bedrohung für die ganze Welt“, versuchte Putin mit Nachdruck, den globalen Süden auf seine Seite zu ziehen.
Aggressiv aber ist vor allem Putins Taktik im Energie-Poker mit Europa. Die derzeit in Brüssel diskutierten Vorschläge, einen Preisdeckel für Importe von russischem Gas einzuführen, konterte Putin mit einer offenen Drohung: „Wenn irgendwelche politische Entscheidungen getroffen werden, die den Verträgen widersprechen, werden wir sie einfach nicht erfüllen.“ Er fügte hinzu: „Wir werden überhaupt nichts liefern, wenn das unseren Interessen widerspricht... Weder Gas noch Öl noch Kohle werden wir liefern.“
Russische Experten sehen in geheimen Bericht Krise im Land
Russische Experten richten dagegen ihren Blick auf die wirtschaftlichen Konsequenzen des Krieges – und zwar auf die Auswirkungen für Russland. In einem für die Regierung erstellten Bericht, der der US-Nachrichtenagentur Bloomberg zugespielt worden war, werden dramatische Konsequenzen für Russlands Wirtschaft kalkuliert – und das langfristig. Der Krieg und die daraus folgenden Sanktionen des Westens würden Russlands Wirtschaft nämlich im wachsenden Tempo in den Abgrund treiben, so die russischen Beamten.
Die Rezession, die jetzt bereits eingesetzt habe, werde 2023 zweistellige Raten erreichen. Das Ganze, so die Bloomberg-Interpretation, komme einer Blockade gleich, die die Wirtschaft des Landes vom Rest der Welt abschneide.
Erdoğan rügt den Westen
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat dem Westen „Provokation“ im Ukraine-Krieg vorgeworfen. „Ich kann ganz offen sagen, dass ich die Haltung, die der Westen an den Tag legt, nicht für richtig halte. Denn es handelt sich hier um einen Westen, der eine auf Provokation basierende Politik verfolgt“, sagte er am Rande einer Balkanreise in Belgrad. „Solange man sich bemüht, so einen Krieg über Provokation zu führen, wird es nicht möglich sein, zu einem Ergebnis zu gelangen.“
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