Putin droht mit Gasboykott: "Werden überhaupt nichts liefern"

Weiterhin Sanktionen gegen Vertraute von Putin
Rede des Präsidenten in Wladiwostok war voller Drohungen und Attacken gegen den Westen

Mehr als ein halbes Jahr nach dem Einmarsch in die Ukraine nahm Russlands Präsident Wladimir Putin am Dienstag Stellung zur Lage im Nachbarland und zu den Folgen westlicher Sanktionen für sein Land. Der Auftritt des Kremlchefs am Mittwoch beim Wirtschaftsforum in Wladiwostok war sowohl von Kriegsgegnern als auch von Putin-Unterstützern mit Spannung erwartet worden.

Drohung mit Boykott

Und der Präsident setzt im Energie-Poker mit Europa weiterhin auf Härte. Zu Überlegungen in der EU, einen Preisdeckel für Importe von russischem Gas einzuführen, sagte Putin: „Wenn irgendwelche politische Entscheidungen getroffen werden, die den Verträgen widersprechen, werden wir sie einfach nicht erfüllen.“ Er fügte hinzu: „Wir werden überhaupt nichts liefern, wenn das unseren Interessen widerspricht... Weder Gas noch Öl noch Kohle werden wir liefern.“ 

Westen gegen Entwicklungsländer

Putin nützte den Auftritt in Wladiwostok vor allem dazu, um den Westen gegen die Entwicklungsländer auszuspielen, auf deren Unterstützung Putin ja setzt. Die westlichen Industriestaaten hätten mit ihrem Weizendeal den globalen Süden erneut betrogen: "Wieder einmal haben sie die Entwicklungsländer einfach getäuscht und täuschen sie weiterhin. Mit diesem Ansatz wird das Ausmaß der Probleme mit der Ernährung (Versorgung) in der Welt leider nur zunehmen. Zu unserem großen Bedauern kann dies zu einer beispiellosen humanitären Katastrophe führen.“ Der Westen würde nichts anderes tun. als seine globale Dominanz zu befestigen - und zwar mit "aggressiven Methoden". Die westlichen Sanktionen seien eine "Bedrohung für die ganze Welt" versuchte Putin anhaltend, den globalen Süden auf seine Seite zu ziehen.

"Aggression" des Westens

In seiner Rede zu einer neuen multipolaren Weltordnung warf Putin den USA vor, ihre bröckelnde Dominanz in der Welt sei der Katalysator der westlichen „Aggression“ gegen Russland. In den internationalen Beziehungen seien derzeit „tektonische Veränderungen“ zu beobachten: Insbesondere die Länder der Asien-Pazifik-Region seien zu „neuen Zentren des wirtschaftlichen und technologischen Wachstums“ geworden, sagte der Kremlchef vor internationalem Publikum. Angereist nach Wladiwostok waren unter anderen Staatsgäste aus China, der Mongolei und Myanmar.
Einmal mehr betonte Putin, Russland halte den Sanktionen gut stand. Moskau behauptet immer wieder, dass westliche Staaten selbst mehr unter den von ihnen verhängten Sanktionen litten als Russland. 

Im Vorjahr sei die Corona-Pandemie noch die drängende Herausforderung gewesen, so Putin am Mittwoch. Nun seien neue Schwierigkeiten aufgekommen: "Ich meine das Sanktionsfieber des Westens, seine aggressiven Versuche, anderen Ländern ein Verhaltensmodell aufzuzwingen, sie ihrer Souveränität zu berauben und sie dem eigenen Willen zu unterwerfen."

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