Putin: "Bromance" mit Trump, gesprächig über Töchter

Die große Medienshow des russischen Präsidenten hat ihre breite Wirkung nicht verfehlt.

Zum elften Mal fand kurz vor Jahresende ein russisches Ritual statt: Drei Stunden sprach Wladimir Putin vergangene Woche über Syrien, Türkei, Ukraine und protestierende Lastwagenfahrer. Der Kremlchef erklärt seine Weltsicht und Journalisten dienen brav als Stichwortgeber. Dennoch antwortete er sogar kurz zu einem Thema, über das in Russland sonst kaum berichtet wird: seine Töchter.

Putin, der sonst eisern über seine Familie schweigt, griff internationale Presseberichte auf, wonach seine jüngere Tochter Katerina Leiterin eines finanzstarken Austauschprogramms an der Moskauer Universität sei. Bestätigen wollte er das nicht, aber es gab auch kein hartes Dementi. Seine zwei Töchter hätten beide in Russland studiert, nie im Ausland gelebt, sprächen mehrere Sprachen, sagt Putin. "Sie machen die ersten Schritte in ihrer Karriere." Aus Sicherheitsgründen schütze er sein Privatleben, begründete Putin seine Zurückhaltung. Aber seine Töchter häten sich selbst ohnehin "nie als Prominenten-Kinder" gesehen. "Sie standen nie gerne im Rampenlicht."

Halbes Eingeständnis zur Ostukraine

Die überraschendste Äußerung machte Putin zur Ostukraine. Anderthalb Jahre lang hat Moskau dementiert, die dortigen Separatisten militärisch zu unterstützen. Nun folgt ein halbes Eingeständnis: "Wir haben nicht gesagt, dass in der Ukraine keine Leute sind, die sich mit der Lösung bestimmter Aufgaben im militärischen Bereich beschäftigen." Es seien aber keine regulären russischen Truppen dort, versicherte Putin.

Über die türkische Führung hatte Putin nach dem Abschuss eines russischen Kampfjets weiter nichts Gutes zu sagen. Sie wolle offenbar den Amerikanern "in den Hintern kriechen".

Der Präsident kam in diesem Format der Medienshow besser über die Rampe als mit seiner steifen Rede an die Nation. International werden gleich mehrere Zitate bereitwillig zitiert. So ließ Putin etwa mit Aussagen über den umstrittenen Ex-FIFA-Boss Sepp Blatter aufhorchen. Ihn bezeichnete Putin als höchst respektable Person, der man sogar den Friedensnobelpreis verleihen könnte. Mit dessen Verdiensten um den Fußball meint Putin wohl vor allem dessen Eintreten für die WM 2018 in Russland.

Freundlich ging der Kremlchef auch mit Donald Trump um, nannte den Republikaner "brillant", "zweifellos talentiert" und den führenden Bewerber für die US-Präsidentenwahl.

"Bromance" mit Trump

Trump sagte dazu am Sonntag in einem Interview des Senders ABC: Wenn der russische Präsident ihn brillant finde, "dann akzeptiere ich das im Namen unseres Landes". Denn wenn er und Putin ein gutes Verhältnis hätten, dann sei das gut für die USA.

Putin: "Bromance" mit Trump, gesprächig über Töchter
(FILES) This December 15, 2015 file photo shows Republican presidential hopeful Donald Trump at the Republican Presidential Debate, hosted by CNN, at The Venetian Las Vegasin Las Vegas, Nevada. Donald Trump defended Russian President Vladimir Putin on December 20, 2015, saying it would be "despicable" if the leader actually did kill opposition journalists, as he has been accused of on US television. But Trump asked his TV interviewer to first "prove" any such allegations. Trump's statements come just days after a separate talkshow host asked how he felt about Putin, who "kills journalists and political opponents and invades countries."
Er komme gut mit ihm zurecht. Wer sich darüber aufrege, dass Putin Gutes über ihn sage, der sei nur "höllisch neidisch", sagt der Multimilliardär über sein Verhältnis zu Putin. US-Medien sprechen mittlerweile spöttisch über eine "Bromance" der beiden - ein Zusammenschnitt aus den Worten "brother" (Bruder) und "romance" (Romanze).

Zuvor hatte Trump auf einer Wahlkampfveranstaltung gesagt, Putin denke gut über ihn, und er denke gut über Putin. Seine Kritiker seien nur neidisch, weil der russische Präsident ihre Namen nicht erwähne.

Trump nahm Putin auch gegen Vorwürfe in Schutz, wonach der russische Präsident für den Tod von Journalisten und anderen Opponenten im eigenen Land verantwortlich sei. "Er führt sein Land, ist wenigstens ein Führer, anders, als wir das hier in unserem Land haben", sagte Trump dem Sender MSNBC. Im Übrigen "tötet unser Land auch eine Menge" (Menschen), fügte er hinzu. Mit seinen Äußerungen löste Trump auch im eigenen republikanischen Lager scharfe Kritik aus.

"Wir wollen die UdSSR nicht zurück"

Friedliebend gibt sich Putin selbst in einem neuen Dokumentarfilm, Darin beklagt der Kremlchef, dass ihm niemand glaube, dass er die Sowjetunion nicht wiederherstellen wolle. Im Ukraine-Konflikt arbeiteten die westlichen Staaten nicht im Interesse der Ukraine, sondern um die Wiederherstellung der Sowjetunion zu verhindern, sagte Putin in dem Film, der am Sonntag vom Fernsehsender Rossija 1 ausgestrahlt wurde.

"Aber niemand will uns glauben, niemand will glauben, dass wir nicht versuchen, die Sowjetunion zurückzubringen", sagte Putin.

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