Puigdemonts Anwalt: Jurist mit Hang zu Separatisten

Bekaert hat Erfahrung mit Separatisten und Terroristen
Paul Bekaert verteidigt den Ex-Regionalpräsidenten Katalonien. Für Madrid ist er ein rotes Tuch.

Er residiert in einer historischen Villa im flämischen Tielt, ist eine schillernde Figur der belgischen Anwaltsszene und Spezialist für Asylrecht und Menschenrechte. Paul Bekaert, 68, ist der Anwalt, den sich Carles Puigdemont vermutlich noch vor seiner Ankunft in Brüssel am Montag als Rechtsbeistand erwählte – und der für die Zentralregierung in Madrid ein rotes Tuch ist.

"Ich habe mehr als 30 Jahre Erfahrung mit Auslieferung und politischem Asyl spanischer Basken", sagte Bekaert am Montagabend im flämischen TV-Sender VRT, "wahrscheinlich hat er (Puigdemont, Anm.) mich aufgrund dieser Erfahrung kontaktiert."

Spanische Medien wie El Pais verweisen genau auf diese Vergangenheit, nämlich auf Bekaert als Verteidiger von Mitgliedern der terroristischen baskischen Separatistenorganisation ETA und anderer Terroristen. Die ETA hatte in Spanien vor allem in den 1980er-Jahren Serien von verheerenden Attentaten gegen die Zentralmacht verübt.

Faktum ist, dass der Jurist Bekaert immer wieder den Unmut Madrids hervorgerufen hat, weil er für seine Klienten erfolgreich Auslieferungsanträge der spanischen Justiz abwehrte. Bekaert vertrat zum Beispiel in den 1990er-Jahren das baskische Ehepaar Moreno-Garcia.

ETA-Verteidiger

Luis Moreno und Raquel Garcia wurde von den spanischen Behörden eine Mitgliedschaft in der Untergrundorganisation ETA vorgeworfen. Beide konnten durch die Anwaltsargumentation in Belgien bleiben, weil das belgische Recht laut einem Spruch aus dem Jahr 1995 eine Auslieferung bei politisch motivierten Straftaten nicht zuließ – eine Argumentation, die auch noch im aktuellen Fall zur Sprache kommen könnte. Später wurde das Paar sogar in Belgien eingebürgert.

2013 verweigerte die belgische Justiz die Auslieferung der mehr als drei Jahrzehnte gesuchten mutmaßlichen baskischen Terroristin Maria Natividad Jauregui Espina an Spanien, und zwar wegen menschenrechtlicher Bedenken, wie der Schweizer Tagesanzeiger berichtet. Das deshalb, weil den spanischen Behörden immer wieder Foltervorwürfe im Zusammenhang mit ETA-Mitgliedern gemacht worden waren.

Bekaert verteidigte aber nicht nur Basken, zu seinen Kunden gehörten auch kurdische und palästinensische Aktivisten. In der "Szene" landete Bekaert einem Bericht der FlandernInfo.be zufolge in den 1970er-Jahren, als er im Auftrag der Menschenrechtsliga in Dublin einer Anhörung zur IRA beiwohnte, der Irisch Republikanischen Armee, die mit Terror gegen die britische Herrschaft in Nordirland ankämpfte.

Zu Beginn dieses Jahrhunderts soll der Anwalt auch eine Reihe von Mitgliedern der linksradikalen kurdischen DHKP-C vertreten haben.

"Zeichen"

Dass spanische Medien diese Vita des Puigdemont-Anwalts genüsslich ausbreiten, wird auch als Versuch gewertet, den abgesetzten katalanischen Regionalpräsidenten in die Nähe von Terroristen zu rücken. Bekaert ficht das nicht an: "Er (Puigdemont) ist völlig legal hier, er hat das Recht, hierher zu kommen", sagte der Anwalt zu Euronews.

"Er versteckt sich hier ja nicht. Und ich denke, wenn man die Welt als Forum sucht, dann ist man in Brüssel als Europas Hauptstadt sicher besser aufgehoben als in Barcelona. Es ist sicher ein Zeichen, ein Symbol, hierher nach Brüssel zu kommen."

Ein Beitrag zur Steigerung der Bekanntheit Bekaerts ist es mit Sicherheit auch.

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