Proteste gegen Brexit: Mauer an nordirischer Grenze errichtet

Protestaktion in Nordirland
Demonstranten haben eine Grenzanlage mit Militärkontrollen nachgestellt. Sie fürchten neue Unruhen durch eine harte Grenze.

In einer Protestaktion gegen den Brexit haben Demonstranten am Samstag eine Grenzstraße zwischen dem EU-Mitglied Irland und der britischen Provinz Nordirland geschlossen und eine Grenzanlage mit Militärkontrollen nachgestellt. Die Teilnehmer errichteten eine Betonmauer, eine Zollstation und einen Wachturm mit Männern, die als britische Soldaten verkleidet waren. Später wurde die Mauer auch wieder publikumswirksam niedergerissen.

Ziel der Aktion war es, auf mögliche gewaltsame Unruhen aufmerksam zu machen, die ein ungeordneter Brexit für die nach wie vor instabile Region zur Folge haben könnte. "Dies ist eine sichtbare Darstellung des Potenzials für das schlimmste Szenario", sagte Veranstalter Tom Murray.

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"Wir werden unter Londons Fehlern leiden"

Nach einem Protestmarsch riefen die aus dem Grenzgebiet stammenden Teilnehmer das Parlament in London auf, die Rückkehr zu einer festen Grenze zwischen Irland und Nordirland zu vermeiden. Anschließend rissen sie die zuvor für die Protestaktion errichtete Mauer ein.

"Wir sind doch diejenigen, die unter den Fehlern leiden, die im Parlament in London gemacht werden", zitierte die britische Nachrichtenagentur PA einen Demonstranten in der Grafschaft Down. "Wir werden die Grenze nicht akzeptieren."

 

Spannungen in Nordirland

Das britische Unterhaus hatte Mitte Jänner gegen den zwischen London und der EU ausgehandelten Brexitvertrag gestimmt. Bei den Brexit-Hardlinern ist die künftige Grenzregelung zwischen Irland und Nordirland besonders umstritten. Derzeit ist die Grenze im grünen Hügelland nahezu unsichtbar und kann problemlos passiert werden, im Falle eines Brexits ohne Abkommen droht jedoch die Wiedereinführung von Grenzkontrollen.

Irland will eine "harte Grenze" verhindern, auch um das Karfreitagsabkommen von 1998 zu schützen. Das Abkommen hatte den jahrzehntelangen Konflikt zwischen irisch-katholischen Nationalisten unter Führung der Untergrundorganisation IRA und protestantischen, pro-britischen Loyalisten mit mehr als 3.600 Toten beendet. Hunderttausende gelten als traumatisiert.

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Im Kern ging es darum, ob der zu Großbritannien gehörige Nordteil Irlands mit der Republik im Süden vereinigt werden sollte oder bei Großbritannien bleiben. Die Spannungen zwischen Katholiken und Protestanten sind auch heute noch zu spüren. So trennen mehr als 100 hohe Mauern Viertel in Belfast.

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