Zuvor hatte er den vom Linksbündnis Nupes organisierten „Marsch gegen das teure Leben und die Untätigkeit gegen den Klimawandel“ am vergangenen Sonntag mit dem Zug der Pariser Marktfrauen nach Versailles im Oktober 1789, kurz nach Ausbruch der Französischen Revolution, verglichen und die Teilnehmer dazu aufgerufen, es „noch besser“ zu machen.
Mélenchon und seine Mitstreiter wollen Geschichte schreiben und eine Protest-Dynamik entfachen, die weit über die Raffinerien und Treibstofflager des französischen Energiekonzerns Total hinausgeht. Seit fast einem Monat wird dort gestreikt, was zur Verknappung von Treibstoff und chaotischen Zuständen an Tankstellen führte. Schließlich verpflichtete die Regierung einen Teil der Beschäftigten zur Arbeit. Das heizte die Wut noch an, denn in der französischen Verfassung ist das Streikrecht verankert – wenn auch mit Ausnahmen. Angesichts von Rekordgewinnen und einem um 52 Prozent gestiegenen Einkommen für Total-Chef Patrick Pouyanné fordert die links stehende Gewerkschaft CGT unter anderem eine Gehaltserhöhung von zehn Prozent, obwohl es bereits eine Einigung mit anderen Gewerkschaften auf sieben Prozent plus Bonuszahlungen gibt.
Gestern schlossen sich Mitarbeiter der Bahngesellschaft SNCF, der Pariser Nahverkehrsbetriebe RATP, aber auch von Schulen, Kindertagesstätten sowie Angestellte des öffentlichen Dienstes der Streikbewegung an. Auch sie fordern höhere Gehälter und Pensionen angesichts der Inflation. Im europäischen Vergleich fällt diese in Frankreich mit 5,6 Prozent relativ gering aus, da die Regierung seit dem Frühjahr Tankrabatte gewährt und bereits seit einem Jahr die Gas- und Strompreise deckelt.
Angst vor Pensionsreform
Unmut über steigende Rechnungen gibt es trotzdem. Hinzu kommt die Furcht vor einer Pensionsreform, die Präsident Emmanuel Macron plant, um das Alter von 62 auf 64 oder 65 Jahre anzuheben.
Bereits 2019 gab es massive Proteste gegen ein solches Gesetz, auf das Macron bei Ausbruch der Corona-Pandemie schließlich verzichtete. Ein Jahr zuvor war die Gelbwesten-Bewegung entstanden, die ihn über Monate mit regelmäßigen, teils gewalttätigen Demonstrationen unter Druck setzte. Auch damals waren die Kaufkraft und soziale Ungleichheiten die beherrschenden Themen. Ob sich die aktuellen Proteste ähnlich ausweiten könnten, liegt an der Mobilisierung der Menschen.
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