Präsidentschaftskandidat ermordet: Verdächtige in U-Haft

Präsidentschaftskandidat Fernando Villavicencio
Der 59-jährige Journalist Fernando Villavicencio wurde nach einer Wahlkampfveranstaltung erschossen. Mindestens neun Menschen wurden verletzt. Ein Tatverdächtiger soll tot sein.

Nach dem Mordanschlag auf den ecuadorianischen Präsidentschaftskandidaten Fernando Villavicencio kommen die Verdächtigen für zunächst 30 Tage in Untersuchungshaft. Die Ermittler legten insgesamt 22 Beweismittel gegen die sechs Männer aus dem Nachbarland Kolumbien vor, wie die Staatsanwaltschaft des südamerikanischen Landes am Freitag mitteilte. Darunter waren Zeugenaussagen, Autopsie-Berichte, ballistische Analysen und Videoaufzeichnungen.

Mord an Präsidentschaftskandidaten

Die Täter hatten am Mittwoch nach einer Wahlkampfveranstaltung in der Hauptstadt Quito den Oppositionskandidaten Villavicencio erschossen. Mindestens neun Menschen wurden verletzt, darunter drei Personenschützer und eine Kandidatin für die Nationalversammlung. Ein Verdächtiger erlag nach einem Schusswechsel mit den Sicherheitskräften seinen Verletzungen. Präsident Guillermo Lasso verhängte für 60 Tage den Ausnahmezustand und mobilisierte die Streitkräfte.

Mehr Meldungen zum außenpolitischen Geschehen gibt es hier

Einsatzkräfte am Tatort

Einsatzkräfte am Tatort

Villavicencio kritisierte Korruption im Land

"Ich bin empört und schockiert über die Ermordung des Präsidentschaftskandidaten Fernando Villavicencio. Meine Solidarität und mein Beileid gelten seiner Frau und seinen Töchtern", schrieb Präsident Guillermo Lasso auf Twitter. "Dieses Verbrechen wird nicht ungesühnt bleiben." Der Staatschef rief den nationalen Sicherheitsrat zusammen. "Das organisierte Verbrechen ist zu weit gegangen. Es wird mit der ganzen Härte des Gesetzes bestraft werden", schrieb Lasso weiter.

Villavicencio bewarb sich als Kandidat der Bewegung Construye (Baue) um das höchste Staatsamt in dem südamerikanischen Land und lag den jüngsten Umfragen zufolge auf dem vierten oder fünften Platz. Als Journalist und Abgeordneter hatte er immer wieder die weit verbreitete Korruption in Ecuador kritisiert.

Vorgezogene Wahlen, Welle der Gewalt 

Am 20. August finden in Ecuador vorgezogene Präsidenten- und Parlamentswahlen statt. Diese waren nötig geworden, nachdem Präsident Lasso zuletzt inmitten eines Amtsenthebungsverfahrens gegen ihn wegen mutmaßlicher Unterschlagung die Nationalversammlung aufgelöst hatte.

Ecuador steckt in einer schweren politischen Krise. Die Zustimmungswerte für Regierung und Parlament sind sehr niedrig. Das einst friedliche Land leidet derzeit zudem unter einer Welle der Gewalt. Die Mordrate von 25 Tötungsdelikten je 100.000 Einwohnern im vergangenen Jahr war die höchste in der Geschichte des Landes und überstieg sogar jene von Mexiko und Brasilien. Lasso hat im April die Waffengesetze gelockert und den Bürgern das Tragen von Waffen erlaubt. Die Regierung macht vor allem die Drogenkartelle für die Gewalt verantwortlich.

Kommentare