Politologe warnt vor NATO-Beitritt Finnlands und Schwedens
Der Wiener Politologe Heinz Gärtner warnt Finnland und Schweden vor einem voreiligen Beitritt zum westlichen Militärbündnis NATO. Eine Mitgliedschaft Finnlands und Schwedens würde das komplizierte Gleichgewicht der Kräfte in Europa zerstören. Die Spannungen an der russisch-finnischen Grenze würden dadurch nicht verringert, sondern erhöht. Selbst ein Atomkrieg sei nicht auszuschließen, sagte Gärtner in einem veröffentlichten Gastbeitrag in der Wiener Zeitung (Onlineausgabe).
Neuer Kalter Krieg
"Wir stehen am Vorabend eines neuen Kalten Krieges", warnte der Strategie- und Sicherheitsexperte. Würde Finnland Teil eines Bündnisses, würde sich ein neuer Eiserner Vorhang entlang der russisch-finnischen Grenze senken wie einst im Kalten Krieg entlang der deutsch-tschechoslowakischen oder deutsch-deutschen Grenzen. Finnland würde als Teil des NATO-Bündnisses von Russland bedroht werden. Streitkräfte und Raketen würden in unmittelbarer Nähe Finnlands stationiert werden, die NATO würde entsprechend regieren, betonte Gärtner.
"Nukleare Abschreckung"
Dazu komme, dass 2019 der Vertrag über das Verbot nuklearer Mittelstreckenraketen gekündigt worden sei. Deren potenzielle neue Ziele könnten nunmehr Helsinki und St. Petersburg werden. Eine "Vorwärtsstationierung" von US-Nuklearwaffen in den nunmehrigen NATO-Frontstaat Finnland wäre denkbar. Wegen der kurzen Flugzeiten wären diese Raketen immer auf höchster Alarmbereitschaftsstufe, was auch die Gefahr von Fehlalarmen erhöhte.
"Das ist die Logik nuklearer Abschreckung. Auch Schwedens Streitkräfte stünden nun direkt mit einer Großmacht in Verbindung. Das nordische Gleichgewicht über die Blöcke hinweg wäre nicht mehr gegeben", so Gärtner. "NATO-Mitgliedschaften von Finnland und Schweden mögen abschreckend wirken, im Konfliktfall würden sie allerdings eskalierend wirken, insbesondere, weil sie durch die Beistandsverpflichtung alle Nato-Staaten involvieren würden. Ganz Europa wäre betroffen. Alle würden zu Kriegsparteien. Die lange finnisch-russische Grenze könnte im schlimmsten Fall einen Nuklearkrieg auslösen", meinte der Politologe.
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