Podemos kommen in politischer Realität an

Das Podemos-Spitzenduo für Andalusien: Teresa Rodriguez und der Chef der Bewegung, Pablo Iglesias. Das Ziel heißt regieren.
Regionalwahlen in Andalusien sind ein Prüfstein für die linke Protestbewegung Podemos.

Die Stunde der Wahrheit für Spaniens Polit-Newcomer hat geschlagen. Zur Abschlussveranstaltung der linken Podemos im Radstadion von Dos Hermanas bei Sevilla sind Anhänger von weit angereist: Jausenbrot und Gratisfahrt sind bewährte Mittel, um eine Arena zu füllen.

Während sich die Anführer der Bewegung mit ihrer Outdoor-Kleidung als Naturfreunde ausweisen, bilden die Sympathisanten eine bunte Schar, in der weder der klassische Freizeitlook des Mittelstands, noch die Arbeitskleidung von Bauern oder Handwerkern fehlen.

Die Anfang 2014 aus dem Umfeld der Bewegung der Empörten entstandene Podemos ("Wir können´s") legte einen fulminanten Start hin. Auf Anhieb schaffte sie den vierten Platz bei den EU-Wahlen. Obmann Pablo Iglesias, ein 36-Jähriger Politikdozent, träumt schon davon, im Herbst bei den Parlamentswahlen ganz vorne mitmischen zu können

Das arme Land im Süden der Iberischen Halbinsel gilt als sozialistische Bastion. Laut Umfragen wird der sonntägige Wahlgang das Ende des Zweiparteien-Systems in Spanien besiegeln. Auf eine linke Regierung war bisher Verlass in der Region mit der höchsten Arbeitslosenrate Spaniens. Erst Enthüllungen über die organisierte Korruption in der Landesregierung, haben das Image des Arbeiter- und Bauernlandes angekratzt. Zwei sozialistische Ministerpräsidenten mussten gehen.

Linke Alternative

Im Klima der Empörung konnte sich Podemos über Zulauf freuen: frustrierte Sozialisten und Kommunisten zeigen sich begeistert von einer linken Alternative, die Sauberkeit verspricht. Spitzenkandidatin Teresa Rodriguez, früher selbst bei den Kommunisten, kündigte einen unerschrockenen Kampf gegen die "Kaste" und deren Korruption an.

Anfangs interessierte gemäßigte Wähler, die ihren Stammparteien eins auswischen wollen, könnten sich von Podemos distanzieren. Rodriguez hatte mit der Idee irritiert, die traditionellen Oster-Prozessionen mit Heiligenfiguren und vermummten Trägern abzuschaffen.

Sollte die Begeisterung für Podemos wieder abflauen, muss sich das die Führungsriege zum Teil selbst zuschreiben: Iglesias-Vertrauter Juan Carlos Monedero hatte vergessen, ein Honorar von 425.000 € zu versteuern. Noch brisanter, der Geldgeber: Monedero war als Berater für die venezolanische Regierung tätig gewesen. "Wenn Sie venezolanische Verhältnisse in Andalusien wollen", spottet seither der PP-Kandidat Juanma Moreno, "wählen Sie Podemos".

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