Pentagon-Chef: US-Abzug aus Afghanistan "schneller als geplant"
Der Abzug der US-Truppen aus Afghanistan schreitet nach Angaben von Verteidigungsminister Lloyd Austin zügig voran. "Wie Sie wissen, hat uns der Präsident angewiesen, unsere Streitkräfte bis Anfang September abzuziehen", sagte Austin am Donnerstag (Ortszeit) bei einer Anhörung des US-Kongresses zum Budgetvorschlag für das kommende Jahr. "Ich kann Ihnen heute berichten, dass der Rückzug planmäßig verläuft, tatsächlich sogar etwas schneller als geplant."
US-Präsident Joe Biden hatte Mitte April angekündigt, dass die amerikanischen Truppen spätestens bis zum 11. September abziehen würden. Damit endet auch der NATO-Einsatz in Afghanistan.
"Wir haben den Auftrag erfüllt"
"Wir haben den Auftrag erfüllt, für den unsere Truppen nach Afghanistan geschickt wurden", sagte Austin. Er sei stolz auf die "tapferen Männer und Frauen, die dies möglich gemacht haben, und auf diejenigen, die ihr Leben für diese Mission gegeben haben". Die US-Streitkräfte hatten am Dienstag mitgeteilt, der Abzug aus Afghanistan sei "zwischen 16 Prozent und 25 Prozent" abgeschlossen.
9/11 löste Afghanistan-Einsatz aus
Die Biden-Regierung argumentiert, Ziel des Einsatzes sei gewesen, die vom Terrornetz Al-Kaida in Afghanistan ausgehende Gefahr zu beenden. Der 11. September ist der 20. Jahrestag der Anschläge von New York und Washington, die Al-Kaida zugeschrieben wurden und die den Einmarsch der US-geführten Truppen in Afghanistan ausgelöst hatten. Der Militäreinsatz führte binnen weniger Wochen zum Sturz des Taliban-Regimes, das sich geweigert hatte, Al-Kaida-Chef Osama bin Laden auszuliefern. Bin Laden wurde im Mai 2011 von einem US-Spezialkommando in Pakistan getötet.
USA wollen Sicherheit afghanischer Hilfskräfte garantieren
Die US-Regierung will parallel zum Abzug verstärkt daran arbeiten, die Sicherheit tausender afghanischer Hilfskräfte der abziehenden internationalen Truppen zu garantieren. "Wir sehen, dass eine beträchtliche Anzahl an Afghanen die USA und die Koalition unterstützt haben und dass sie in Gefahr sein könnten", teilte US-Generalstabschef Mark Milley in einer am Donnerstag veröffentlichten Erklärung mit. Eine "sehr wichtige Aufgabe" bestehe nun darin, "dass wir ihnen treu bleiben und tun, was notwendig ist, um ihren Schutz zu gewährleisten".
Falls nötig müssten sie dafür aus dem Land gebracht werden, "wenn sie das wollen", sagte Milley. Das Außenministerium übernimmt dem US-General zufolge die Federführung für den Umzug der ehemaligen Übersetzer und weiterer Hilfskräfte. Befürchtet würden Vergeltungsangriffe der radikalislamischen Taliban, die zuletzt ihre Angriffe auf die afghanischen Sicherheitskräfte wieder verstärkten.
Im Rahmen eines Programms, das vor mehr als einem Jahrzehnt ins Leben gerufen wurde, haben die USA 26.500 Einwanderungsvisa unter anderem für afghanische Dolmetscher und Spezialkräfte genehmigt. Doch nur 16.000 Visa wurden bisher ausgestellt, 18.000 Anträge sind noch nicht bearbeitet. US-Abgeordnete hatten zuletzt gewarnt, dass die Abarbeitung bis zu zwei Jahren dauern könnte. US-Medienberichten zufolge könnten einige der Hilfskräfte bis zum Abschluss der Verfahren in Drittstaaten oder das US-Außengebiet Guam ausreisen.
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