Der Diktatorenfreund hinter Trump

Donald und Ivanka Trump mit Paul Manafort.
Paul Manafort ist Trumps Wahlkampfmanager, nebenbei arbeitete er regelmässig für Diktatoren. In der Ukraine tauchte sein Name nun auf einer Schwarzgeldliste auf.

Eigentlich sollte Paul Manafort seines Jobs sowieso nicht sicher sein, die Zahlen sprechen nicht für ihn: Der Wahlkampfmanager von Donald Trump hat mit katastrophalen Umfragen zu kämpfen, laut Fivethirtyeight.com stehen die Chancen, dass Trumps Konkurrentin Hillary Clinton ins Weiße Haus einzieht, aktuell bei 88,8 Prozent. Nicht nur das, derzeit deuten die Umfragen auf einen Erdrutschsieg Clintons hin, Trump liegt in fast allen Swing States hinten.

Der "Foltererlobbyist" und seine Russland-Kontakte

Am Wochenende wurden dann Manafort selbst und seine Vergangenheit zum Wahlkampfthema – der 67-Jährige ist eine der umstrittensten Figuren der US-amerikanischen Politikszene. Denn er war nicht nur Berater für republikanische Präsidentschaftskandidaten und spätere Präsidenten wie Gerald Ford, Ronald Reagan oder George H.W. Bush. Seine Lobbyingtätigkeiten erstrecken sich um die ganze Welt und seine Klienten waren nicht selten Diktatoren und autoritäre Herrscher – seine Kanzlei wurde unter anderem als „Foltererlobby“ bezeichnet.

Einer seiner Klienten war der Russland-treue ehemalige Präsident der Ukraine, Viktor Janukowitsch, der 2014 nach den Maidan-Protesten nach Russland flüchtete. Nun ist Manaforts Name im Zuge von Anti-Korruptionsermittlungen aufgetaucht – es geht um 12,7 Millionen Dollar an Zahlungen –, für die es keine Belege gibt; allerdings auch keine Beweise, dass sie tatsächlich geleistet wurden. Manafort nennt die Vorwürfe „unbegründet, dumm und unlogisch“, er habe auch nie für die russische oder die ukrainische Regierung gearbeitet, sondern nur den Wahlkampf Janukowitsch‘ betreut.

"Wir wissen alle, dass er böse ist"

Janukowitsch war bei weitem nicht die einzige zwielichtige Figur der Weltgeschichte, in deren Diensten Manafort stand: In den Achtzigern war er Berater und Anwalt des philippinischen Diktators Ferdinand Marcos, auch für den kongolesischen Diktator Mobutu Seko arbeitete er, der in den späten Sechzigern einen politischen Konkurrenten öffentlich folterte, indem er ihm Augen und Genitalien herausreißen ließ und ihm bei lebendigem Leib die Gliedmaßen amputierte, bevor seine Leiche in den Fluss geworfen wurde. Eine ehemalige Mitarbeiterin Manaforts erinnerte sich im britischen Guardian, dass er ihr den Auftrag gab, den somalischen Herrscher Siad Barre anzuwerben, dem Massentötungen, Folter und Vergewaltigungen vorgeworfen wurden. Als sie moralische Zweifel kundtat, sagte ihr Manafort: „Wir wissen alle, dass er böse ist. Aber wir müssen sicherstellen, dass er unser Böser ist.“

Trotzdem sind es jetzt vor allem Manaforts Verbindungen zu Russland und dem Russland-treuen Janukowitsch, die für ihn und für Trump problematisch sind. Eine bedenkliche Nähe zu Russland wird Trump seit langem vorgeworfen und er tut sein Bestes, um seinen Kritikern neues Futter zu geben: Er äußerte Verständnis für die Annexion der Krim, er lobt Putin für seinen Führungsstil und im Zuge des Emails-Skandals um Hillary Clinton bat er Russland, nach 30.000 verschollenen Emails von Hillary Clinton zu suchen – der Aufruf an einen fremden, mit den noch dazu USA nicht unbedingt befreundeten Staat, die Partei des politischen Gegners zu hacken, brachte ihm gar den Vorwurf des Hochverrats ein.

Und nun also Manafort und die Vorwürfe von Schwarzgeldzahlungen. David Frum, Republikaner und ehemaliger Redenschreiber von Bush, stellte auf Twitter fest, es sei mittlerweile fraglich, wer letztendlich Manaforts Boss ist – also ob der nicht auf Zurufe Russlands hin agiere. Stuart Stevens, Kolumnist bei „Daily Beast“ kommentierte, dass nicht einmal auszuschließen sei, dass Russland Trumps Kampagne finanziere, solange der sich weigere, seine Steuererklärung öffentlich zu machen; was für Präsidentschaftskandidaten eigentlich Usus ist, von Trump aber verweigert wird.

Schmutzkübelkampagne gegen Indianer

Wenn Manafort für Trump also derzeit vor allem Ärger bedeutet – warum hat der dann noch seinen Job? Zum Einen haben Manafort und Trump eine lange Vergangenheit. Als Trump, damals nur Geschäftsmann, 1993 fürchtete, dass indianische Casinos seinen eigenen Konkurrenz machen würden, engagierte er das „New York Institute for Law and Society“, um eine Schmutzkübelkampagne gegen Indianer zu starten: „Die hohe Kriminalitätsrate unter den St. Regis Mohawk ist gut dokumentiert – sollen das unsere neuen Nachbarn werden?“, plakatierte es. Wie eine Untersuchung ergab, existierte das Institut nur für diese Kampagne und Manaforts Kanzlei stand dahinter. 250.000 Dollar Strafe und eine verpflichtende öffentliche Entschuldigung waren die Folge.

Zum anderen gilt Manafort aber auch als einer der am besten vernetzten Politikinsider in Washington. Und so sehr Trump sich öffentlich als Außenseiter generiert, so sehr braucht er intern auch jemanden, der politisch vernetzt ist und das politische System kennt, von dem Trump keine Ahnung hat. Er begann bereits 1973 als 27-Jähriger für den republikanischen Präsidenten Gerald Ford zu arbeiten, spielte Schlüsselrollen in den Kampagnen von Ronald Reagan und George H.W. Bush; managte die Convention, in der Bob Dole 1996 zum Präsidentschaftskandidaten der Republikaner gekürt wurde (er verlor gegen Bill Clinton).

Bloß: Das ist alles lange her. 2008 war Manafort angeblich im Gespräch, die Convention für den republikanischen Kandidaten John McCain zu managen; doch McCain habe ihn bereits damals wegen seiner pro-russischen Kontakte abgelehnt. Die Wahl Manaforts als Wahlkampfmanager Trumps wurde deshalb bereits von Anfang an als Verzweiflungstat kommentiert, aber er professionalisierte Trumps Kampagne – manchmal liest der seine Reden mittlerweile sogar ganz brav von einem Teleprompter ab. Nun sind es aber nicht mehr nur Trumps Kommentare abseits der Teleprompter-Reden, mit denen sich Manafort herumschlagen muss, es ist auch seine eigene Vergangenheit.

Kommentare