Daten-Leck: US-Minister mit Putin-Verbindung

Willbur Ross.
US-Handelsminister Wilbur Ross hat Beteiligung mit Russland-Kontakten.

Wegen seiner Russland-Connections und der vermuteten russischen Einmischung in den amerikanischen Wahlkampf ist US-Präsident Donald Trump schon seit langem in Bedrängnis – Sonderermittler Robert Mueller hat erst vergangene Woche Anklage gegen drei ehemalige Trump-Berater erhoben. Jetzt droht Trump durch Russland-Verbindungen eines seiner Minister zusätzlich Ungemach:

Handelsminister Wilbur L. Ross jr. besitzt Anteile an einer Reederei, die jährlich Millionen Dollar Einnahmen von einem russischen Unternehmen bezieht. Dessen Haupteigentümer sind ein Schwiegersohn des russischen Präsidenten Wladimir Putin sowie ein russischer Tycoon, der auf der US-Sanktionen-Liste gegen Russland steht.

"Paradise Papers": Geheime Geschäfte enttarnt

Das geht aus den sogenannten "Paradise Papers" hervor, die am Sonntag vom internationalen Netzwerk investigativer Journalisten, ICIJ, veröffentlicht worden sind. Jenem Netzwerk von Journalisten aus 70 Ländern, das auch schon für die Aufdeckung der Panama-Papers verantwortlich war. Die "Paradise Papers" umfassen Dokumente von zwei Offshore-Dienstleistern und aus Unternehmenregistern in Steueroasen wie Antigua, Barbados oder den Cayman Islands.

Im Fokus: Die Rechtsanwaltskanzlei Appleby auf den Bermudas, zu deren Kunden auch österreichische Anwälte, der Bawag-Spekulant Wolfgang Flöttl, gekrönte Häupter und Spitzensportler zählen sollen. In Österreich sind ORF und Falter am Recherche-Netzwerk beteiligt.

Schillernde Figur im Trump-Team

Wilbur L. Ross, der Ende des Monats 80 wird, ist eine schillernde Figur im Trump-Team. Der Ex-Banker und Spezialist für die Abwicklung und Übernahme von Konkursfällen (Spitzname "King of Bankruptcy") war Mitglied der Demokraten, unterstützte 2012 den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney und vor einem Jahr Donald Trump.

Mit ihm verbindet ihn eine lange Freundschaft und besondere Art von Geschäftsbeziehung. Als Banker von "Rothschild & Sons" musste sich Ross einst um das Taj Mahal Casino des Immobilien-Magnaten Donald Trump in Atlantic City kümmern – es krachte unter einer Schuldenlast von drei Milliarden Dollar. Statt das Casino in den Bankrott zu schicken, überzeugte Ross nach Treffen mit Trump die Gläubiger, dem Immobilienmogul noch eine Chance zu geben. Trump restrukturierte, senkte Kosten, verkaufte – und sein Immobilienimperium war gerettet.

Trump dankte es Ross, indem er ihn im Wahlkampf zum Berater in Handelsfragen machte und dann zum Handelsminister bestellte.

Laut den nun veröffentlichten Papieren hat der Milliardär Ross zwar die meisten seiner Geschäfte veräußert, als er Minister wurde, sich aber seinen Anteil an der Reederei Navigator Holdings Ltd. (Sitz: Marshall Inseln) behalten. Unter den größten Kunden von Navigator (68 Millionen Dollar seit 2014): das Moskauer Gas- und Petrochemieunternehmen Sibur. Haupteigentümer: Kirill Shamalov, der mit Wladimir Putins jüngster Tochter verheiratet ist, und Gennady Timchenko, unter Sanktionen stehender Oligarch mit direkten Geschäftskontakten zu Putin.

Spur nach Wien

Und Sibur hat laut Falter eine Wiener Konzerntochter in der Prinz Eugen Straße, über die ein Gutteil der internationalen Handelsgeschäfte mit petrochemischen Produkten, allen voran Erdgas,abgewickelt worden sein sollen. Auch die Miete für zwei Navigator-Schiffe.

Direkte Geschäftsbeziehungen in den innersten Putin-Kreis sind für einen US-Minister beispiellos. Noch dazu für einen für Wirtschaft und Handel zuständigen. In Zeiten von Sanktionen gegen Moskau wegen des Vorgehens auf der Krim erst recht.

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