"Lösung für Zölibat finden"

Aufregung um Zitate über "pädophile Kardinäle" und verheiratete Priester.

Ein Gespräch zwischen Papst Franziskus und dem früheren La Repubblica-Chefredakteur Eugenio Scalfari, das am Wochenende ebendort und am Donnerstag in der deutschen Zeit erschien, schlägt hohe Wellen. Darin wird Franziskus mit den Worten zitiert, dass es unter geschätzten zwei Prozent Pädophilen in der Kirche "Priester oder gar Bischöfe und Kardinäle" gebe, und dass es in der Frage des Zölibats (Eheverbot für Priester) "Lösungen gibt, und ich werde sie finden".

Der vatikanische Pressesprecher Frederico Lombardi dementierte, dass der Papst behauptet habe, es gebe pädophile Kardinäle – der Journalist habe nicht die genauen Worte des Papstes wiedergegeben. Das Interview sei "kein Interview im Wortsinn", sondern ein persönliches Gespräch gewesen.In diesem hat der Papst laut Scalfari auf die Frage nach dem Zölibat gesagt: "Vielleicht ist Ihnen bekannt, dass der Zölibat erst im 10. Jahrhundert eingeführt wurde, also 900 Jahre nach dem Tode Jesu Christi. In den katholischen Ostkirchen gibt es für die Priester auch heute noch die Möglichkeit zu heiraten. Das Problem existiert natürlich, aber es ist nicht von großer Bedeutung. Es braucht Zeit, aber es gibt Lösungen, und ich werde sie finden."

Den Missbrauch von Kindern nannte Franziskus "das Schrecklichste und Schmutzigste, was man sich denken kann". Die Kirche bemühe sich, dieses Laster zu bekämpfen, aber habe "diese Seuche auch im eigenen Haus. Viele meiner Mitarbeiter ... versichern mir, gestützt auf glaubhafte Daten, dass die Pädophilen unter den Klerikern zwei Prozent ausmachen. Diese Auskünfte sollen mich beruhigen, aber sie beruhigen mich keineswegs ... Diese zwei Prozent Pädophile sind Priester oder gar Bischöfe und Kardinäle. Und ein weiterer Teil, viel größer an der Zahl, weiß es und schweigt".

Korrekt wiedergegeben

Scalafari erklärt in der Zeit zum Vatikan-Dementi, er habe Franziskus korrekt wiedergegeben. Er habe das Gespräch nicht aufgezeichnet und sei gewohnt, sich keine Notizen zu machen – er habe in seiner eigenen Sprache eine Zusammenfassung verfasst, und dem Papst sei das, wie bei früheren Gesprächen auch, "vollkommen bewusst" gewesen.

Kommentare