Papandreou überrascht die Griechen
Gut drei Wochen vor den vorgezogenen Neuwahlen in Griechenland sorgt Giorgos Papandreou für Aufregung: Er gründete die Partei „Bewegung der Demokraten und Sozialisten“ und spaltet damit die Sozialisten. Als Symbol wählte er eine Rose auf rotem Hintergrund. „Wir werden Geschichte schreiben“, rief Papandreou Samstag Abend in Athen Hunderten jubelnden Anhängern zu. Er wolle das Land aus der Krise führen, indem jeder Grieche entsprechend seiner Leistungsfähigkeit einen Teil der Lasten trägt.
Eine Sprecherin der traditionsreichen Pasok, die noch dazu von Papandreous Vater Andreas gegründet worden war, nannte die Parteigründung durch den 62-Jährigen „unmoralisch“. Pasok-Chef Evangelos Venizelos sprach von einem „traurigen Ereignis“. Die Pasok grundelte in Umfragen zu Jahresende bei gerade einmal fünf Prozent. Mit der neuen Konkurrenz könnte die Partei, die mehr als 20 Jahre lang Griechenland regierte, am 25. Jänner überhaupt an der Drei-Prozent-Hürde für den Einzug ins Parlament scheitern.
Giorgos Papandreou, Regierungschef Griechenlands zwischen 2009 und 2011 – während der schlimmsten Phase der Finanzkrise –, ist für Überraschungen bekannt. Mit Schrecken erinnern sich noch führende EU-Politiker, wie der Grieche ohne jede Vorwarnung eine Volksbefragung über seine Euro-Politik und den dafür von der EU und dem IWF geforderten harten Sparkurs angekündigt hat. Doch Papandreou musste zurücktreten. Das Referendum fand nicht statt. Papandreous Kabinett wurde von einer Übergangsregierung abgelöst. Die Parteiführung übernahm Evangelos Venizelos.
Angriff auf Syriza
Beobachter werteten im griechischen Fernsehen jetzt Papandreous Schritt als Versuch, einen Teil der Wählerschaft der oppositionellen Linkspartei Syriza unter Alexis Tsipras zu gewinnen. Viele frühere Sozialisten waren in den vergangenen Jahren wegen der schweren Finanzkrise zur Syriza abgewandert, die bei den letzten Wahlen hinter den Konservativen zur zweitstärksten Kraft wurde und derzeit in den Umfragen vorne liegt.
Papandreous neue Partei könnte möglicherweise den Konservativen unter Regierungschef Antonis Samaras dazu verhelfen, ihre gefährdete Position als stärkste Partei bei der Wahl zu verteidigen.
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