Panzer waren nur der Anfang: "Gespräche über Kampfflugzeuge gibt es schon"

Für den Westen war der Weg zum Ja ein mühsamer, für die Ukraine nur der Anfang: Kiew ließ nach der Zusage von bis zu 150 hochmodernen Kampfpanzern umgehend wissen, dass man sich deutlich mehr wünsche – und zwar Kampfflugzeuge.
Das mag auf den ersten Blick überschießend klingen, ist aber auch für westliche Beobachter der nächste logische Schritt – denn Panzer allein seien kein „militärischer Gamechanger“, sagt Franz-Stefan Gady, Analyst am Institute for International Strategic Studies (IISS) in London. Was die Ukraine brauche, um eine Offensive zur Rückeroberung zu starten, seien nicht nur „einzelne Systeme, sondern verschiedene, integrierte Plattformen.“ Und dazu gehörten neben Artillerie, Schützen- und Kampfpanzern eben auch Flugzeuge.
Politische Frage
Deren Lieferung ist aber – wie schon jene der Panzer – weniger eine Frage der Verfügbarkeit, sondern des politischen Willens. Deutschlands Kanzler Olaf Scholz (SPD) stand bei den Panzern auf der Bremse, weil er Moskau nicht zu sehr provozieren wollte. Auch die Bereitstellung von Jets hat er aus demselben Grund bisher kategorisch ausgeschlossen.
Darum wird Moskaus Reaktion auf die Panzer nun auch die Flugzeug-Frage mitentscheiden. Bisher fiel die Antwort aber recht verhalten aus: Kreml-Sprecher Dmitrij Peskow sprach zwar davon, dass der Westen sich nun „direkt an den Kriegshandlungen“ beteilige; das ist jedoch kein neuer Vorwurf. Putin selbst sprach schon lange, bevor die Panzer debattiert wurden, von einem „Krieg Russlands gegen den Westen“.
Erwartbar ist also, dass der Druck auf Scholz auch in puncto Kampfjets steigen wird. Im Hintergrund wird ohnehin darüber diskutiert: „Gespräche über Kampfflugzeuge gibt es schon, es wird sondiert“, sagt Gady. Beim nächsten Treffen im Ramstein-Format Mitte Februar könnte das Thema schon auf der offiziellen NATO-Agenda landen; forciert wird es in Osteuropa, und auch in den Niederlanden hat man keine Angst vor „Tabus“, ließ Außenminister Wopke Hoekstra wissen. Sollte Kiew um F-16-Flieger anfragen, sei man dafür „offen“. Eine Lieferung sei darum „langfristig wahrscheinlich“, sagt Gady.
Rote Linien
Bleibt nur die Frage: Wäre dann die viel zitierte „rote Linie“ überschritten, von der von Scholz abwärts viele Angst haben?
Darauf gibt es derzeit keine eindeutige Antwort. Auch bisher waren Putins Entscheidungen oft irrational, und Militärexperte Gady argumentiert, dass Kampfjets und Panzer nur „politische Gamechanger“ seien – in puncto Feuerkraft seien sie den von Deutschland schon länger gelieferten Haubitzen und Raketenwerfern unterlegen. Befürworter der Lieferung von Kampfjets betonen, dass eine ukrainische Offensive Putin eher an den Verhandlungstisch zwingen könnte als bloßes Abwarten – das gebe dem Kremlherrscher nur Zeit für eine Neugruppierung.
Angst, dass Putins Streitkräfte Panzer und Flugzeuge auf dem Weg in die Ukraine abschießen könnten, braucht man im Westen jedenfalls nicht haben. „In den letzten elf Monaten ist es den Russen nicht gelungen, sich bewegende Distanzziele zu treffen“, sagt Gady. „Sie haben da nur sehr beschränkte Fähigkeiten.“
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