Taliban-Führer Mullah Omar für tot erklärt
Der Anführer der afghanischen Taliban, Mullah Mohammed Omar, ist offenbar tot. Mitglieder der Regierung in Kabul berichten, dass der Taliban-Führer bereits vor zwei oder drei Jahren in Pakistan gestorben sei. "Wir haben die Bestätigung von den pakistanischen Behörden und Taliban-Quellen, dass er vor zwei Jahren an einer Krankheit gestorben ist", sagte der Regierungsvertreter, der nicht namentlich genannt werden wollte. Auch der afghanische Geheimdienst bestätigt den Tod von Omar. Gegenüber der BBC erklärte ein Taliban-Sprecher, dass man demnächst eine Stellungnahme veröffentlichen werde.
Geheimnisvoller Taliban-Chef
"Amir ul-Momineen", Fürst/Anführer der Gläubigen, nannte sich Muhammad Omar mit einem der traditionellen Titel islamischer Herrscher. Für die Außenwelt war der Mann, der Terroristenführer Osama Bin Laden geschützt hatte und deshalb die Supermacht USA fürchten musste, ein Rätsel geblieben. Omar, der 1959 oder 1960 in der afghanischen Provinz Uruzgan geboren wurde, empfing keine Ausländer. Fotos gab es nur wenige von ihm. Seit er 1994 in Afghanistan erstmals von sich reden machte, hatte er nur wenige Interviews gegeben.
Im "Heiligen Krieg" (Dschihad) gegen die sowjetischen Besatzer hatte Omar Anfang der 1980er-Jahre ein Auge verloren und wurde schwer an einem Bein verletzt. Am 24. August 1999 überlebte er zudem ein Attentat. Eine seiner vier Frauen soll aber getötet worden sein, als eine Autobombe vor seinem Haus explodierte.
Todesgerüchte en masse
Omar, der bereits zur Zeit der Taliban-Herrschaft in Afghanistan zurückgezogen gelebt hatte, war nach dem Sturz der Radikalislamisten im Herbst 2001 im Zuge des US-geführten Einmarschs nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen worden. Die USA setzten daraufhin auf seinen Kopf eine Prämie von zehn Millionen Dollar (9,1 Millionen Euro) aus. Doch der Taliban-Führer konnte nicht gefasst werden. In den Folgejahren wurde vermutet, dass er die afghanischen Aufständischen von einem Versteck in Pakistan aus steuerte.
Todesgerüchten waren die Taliban bis zuletzt entgegengetreten. So soll das letzte Lebenszeichen von Omar war eine Mitte Juli diesen Jahres veröffentlichte Aussendung zum muslimischen Fest Eid ul-Fitr gewesen sein. Darin sprach er sich für die Friedensverhandlungen mit der afghanischen Regierung in der pakistanische Hauptstadt Islamabad aus. In der Botschaft erklärte er die Friedensgespräche für "legitim", wenn sie "das Ende der Besatzung Afghanistans" zum Ziel hätten.
Taliban unter Druck
Die eher nationalreligiös ausgerichteten Taliban sind in jüngster Zeit vonseiten der international agierenden Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) unter Druck geraten. So gab es wiederholt Berichte, wonach sich Taliban-Kämpfer den IS-Dschihadisten angeschlossen hatten. Deren Kommandant Abu Bakr al-Baghdadi hatte sich im Vorjahr zum Kalifen - dem politisch-religiösen obersten Führer der Muslime - ausgerufen und hatte alle islamischen Gläubigen aufgefordert, ihm den Treueeid zu leisten.
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