Staatsanwalt im Mordfall Bhutto erschossen

epa02654447 Chaudhry Zulfiqar, lawyer of two senior police officers Saud Aziz and Khurram Shahzad, leaves Adiyala prison in Rawalpindi, Pakistan on 26 March 2011. Pakistan will ask Interpol to circulate a global arrest warrant for former president Pervez Musharraf over the murder of ex-premier Benazir Bhutto, a prosecutor said on Saturday. A Pakistani court last week gave prosecutors until April 2 to serve a warrant granted in February on Musharraf, who was president when Bhutto was killed in December 2007 in a gun and suicide bomb attack in Rawalpindi. EPA/MD NADEEM
Chaudhry Zulfiqar ermittelte im Zuge des Mordes an der Oppositionsführerin auch gegen Ex-Präsident Musharraf.

In Pakistan spitzt sich die politische Krise rund um den früheren Staatspräsidenten Pervez Musharraf weiter zu. Auf den Staatsanwalt, der im Mordfall Benazir Bhutto gegen Musharraf ermittelte, ist am heutigen Freitag in Islamabad ein Mordanschlag verübt worden. Wie die Polizei mitteilte, feuerten unbekannte Täter zahlreiche Kugeln auf Chaudhry Zulfiqars Auto nahe dessen Haus in Islamabad. Zulifiqar verstarb daraufhin im Krankenhaus.

Zulifiqar war auf dem Weg zum Anti-Terror-Gericht in der nahe gelegenen Garnisonsstadt Rawalpindi, als er erschossen wurde. Er sollte am Tag seiner Ermordung an dem Verfahren zum Bhutto-Mord teilnehmen. Der Staatsanwalt vertrat das pakistanische Kriminalamt in dem Fall. Der private Sender Geo TV berichtete, die Anhörung sei auf den 14. Mai vertagt worden. Anwälte in Rawalpindi legten aus Protest wegen des Mordes die Arbeit nieder.

Leibwächter verletzt, Passantin tot

Zulfiqars Leibwächter sei verletzt worden, sagte ein Polizeisprecher. Eine Passantin sei gestorben, als Zulfiqar die Kontrolle über seinen Wagen verlor und die Frau überfuhr. Der Arzt Wasim Khwaja vom Pakistanischen Institut der Medizinischen Wissenschaften sagte, Zulfiqar sei bei dem Anschlag von mehr als einem Dutzend Kugeln getroffen worden. In dem Institut wurde die Leiche obduziert.

Der pakistanische Präsident Asif Ali Zardari - der Bhuttos Witwer ist - verurteilte den Mord an Zulfiqar. In einer Mitteilung forderte Zardari die Behörden auf, die Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen.

Musharrafs Rücktritt

Bhutto war Ende 2007 im Wahlkampf zur damals bevorstehenden Parlamentswahl bei einem Anschlag getötet worden. Wenige Wochen zuvor hatte sie einen Selbstmordanschlag in Karachi unverletzt überlebt. Der Anschlag trug wesentlich dazu bei, dass Bhuttos Pakistanische Volkspartei (PPP) die Parlamentswahl im Februar 2008 mit großem Vorsprung gewann. Wenige Monate später trat Musharraf zurück, um einer von der PPP angestrengten Amtsenthebung zuvorzukommen.

Staatsanwalt im Mordfall Bhutto erschossen
Former Pakistani Prime Minister Benazir Bhutto gestures during a news conference in Karachi in this December 13, 2007 file photo. A Pakistani court on November 5, 2011 indicted five Islamist militants and two police officers in the high-profile assassination of former prime minister Benazir Bhutto, prosecutors said. Bhutto, the first female prime minister in the Muslim world, was killed in a gun and suicide attack in 2007 in one of the most shocking events in Pakistan's turbulent history. REUTERS/Athar Hussain/Files (PAKISTAN - Tags: POLITICS CRIME LAW CIVIL UNREST HEADSHOT)
Musharraf wird vorgeworfen, trotz der Bedrohungslage nicht für ausreichenden Schutz für Bhutto gesorgt zu haben. Er steht unter anderem deshalb mindestens bis zum 14. Mai unter Hausarrest.

Musharraf hatte die fundamentalistischen Taliban für den Mord an Bhutto verantwortlich gemacht, die das aber dementiert hatten. Zulfiqar hatte vor wenigen Tagen gesagt, Ermittler hätten "Indizienbeweise" dafür, dass die Vorwürfe gegen Musharraf zuträfen.

Warnung an Justiz?

Beobachter sehen in dem Mordanschlag auf Staatsanwalt Zulfiqar eine Warnung an die pakistanische Justiz, im Verfahren gegen Musharraf nicht zu weit zu gehen. Dieser hat nämlich immer noch starken Rückhalt im einflussreichen pakistanischen Militär, das eine Verurteilung des Ex-Generals nicht dulden dürfte.

Insgesamt laufen gegen ihn drei Verfahren. Ihm wird vorgeworfen, während seiner Amtszeit als Staatspräsident (1999-2008) die pakistanische Verfassung gebrochen zu haben.

Eine Woche vor der Parlamentswahl in Pakistan ist am Freitag erstmals ein Kandidat für die Abstimmung getötet worden. Saddiq Zaman Khattak von der säkularen Awami-Nationalpartei (ANP) sei zusammen mit seinem dreijährigen Sohn in der südlichen Hafenmetropole Karachi erschossen worden, teilte die Polizei mit. Demnach eröffneten Unbekannte von einem Motorrad aus das Feuer, als die beiden sich auf dem Weg von einer Moschee nach Hause befanden.

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