Staatsanwalt im Mordfall Bhutto erschossen
In Pakistan spitzt sich die politische Krise rund um den früheren Staatspräsidenten Pervez Musharraf weiter zu. Auf den Staatsanwalt, der im Mordfall Benazir Bhutto gegen Musharraf ermittelte, ist am heutigen Freitag in Islamabad ein Mordanschlag verübt worden. Wie die Polizei mitteilte, feuerten unbekannte Täter zahlreiche Kugeln auf Chaudhry Zulfiqars Auto nahe dessen Haus in Islamabad. Zulifiqar verstarb daraufhin im Krankenhaus.
Zulifiqar war auf dem Weg zum Anti-Terror-Gericht in der nahe gelegenen Garnisonsstadt Rawalpindi, als er erschossen wurde. Er sollte am Tag seiner Ermordung an dem Verfahren zum Bhutto-Mord teilnehmen. Der Staatsanwalt vertrat das pakistanische Kriminalamt in dem Fall. Der private Sender Geo TV berichtete, die Anhörung sei auf den 14. Mai vertagt worden. Anwälte in Rawalpindi legten aus Protest wegen des Mordes die Arbeit nieder.
Leibwächter verletzt, Passantin tot
Zulfiqars Leibwächter sei verletzt worden, sagte ein Polizeisprecher. Eine Passantin sei gestorben, als Zulfiqar die Kontrolle über seinen Wagen verlor und die Frau überfuhr. Der Arzt Wasim Khwaja vom Pakistanischen Institut der Medizinischen Wissenschaften sagte, Zulfiqar sei bei dem Anschlag von mehr als einem Dutzend Kugeln getroffen worden. In dem Institut wurde die Leiche obduziert.
Der pakistanische Präsident Asif Ali Zardari - der Bhuttos Witwer ist - verurteilte den Mord an Zulfiqar. In einer Mitteilung forderte Zardari die Behörden auf, die Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen.
Musharrafs Rücktritt
Bhutto war Ende 2007 im Wahlkampf zur damals bevorstehenden Parlamentswahl bei einem Anschlag getötet worden. Wenige Wochen zuvor hatte sie einen Selbstmordanschlag in Karachi unverletzt überlebt. Der Anschlag trug wesentlich dazu bei, dass Bhuttos Pakistanische Volkspartei (PPP) die Parlamentswahl im Februar 2008 mit großem Vorsprung gewann. Wenige Monate später trat Musharraf zurück, um einer von der PPP angestrengten Amtsenthebung zuvorzukommen.
Musharraf hatte die fundamentalistischen Taliban für den Mord an Bhutto verantwortlich gemacht, die das aber dementiert hatten. Zulfiqar hatte vor wenigen Tagen gesagt, Ermittler hätten "Indizienbeweise" dafür, dass die Vorwürfe gegen Musharraf zuträfen.
Warnung an Justiz?
Beobachter sehen in dem Mordanschlag auf Staatsanwalt Zulfiqar eine Warnung an die pakistanische Justiz, im Verfahren gegen Musharraf nicht zu weit zu gehen. Dieser hat nämlich immer noch starken Rückhalt im einflussreichen pakistanischen Militär, das eine Verurteilung des Ex-Generals nicht dulden dürfte.
Eine Woche vor der Parlamentswahl in Pakistan ist am Freitag erstmals ein Kandidat für die Abstimmung getötet worden. Saddiq Zaman Khattak von der säkularen Awami-Nationalpartei (ANP) sei zusammen mit seinem dreijährigen Sohn in der südlichen Hafenmetropole Karachi erschossen worden, teilte die Polizei mit. Demnach eröffneten Unbekannte von einem Motorrad aus das Feuer, als die beiden sich auf dem Weg von einer Moschee nach Hause befanden.
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