Pahor gewinnt Präsidentenwahl

Am Sonntag wurde der Ex-Premier inmitten einer Protestwelle zum Präsidenten gewählt.

Seit mehr als einer Woche halten die heftigen Bürgerproteste das Euroland Slowenien in Atem. Korruptionsskandale, Einschnitte in das soziale Netz, die marode Wirtschaftslage und allgemeiner Unmut über die politische Spitze im Land trieben die Slowenen immer wieder zu Tausenden auf die Straße. Zum Teil mündeten die Kundgebungen in wüsten Straßenschlachten.

Im Schatten dieser Ausnahmesituation fand am Sonntag die Stichwahl zum Präsidentenamt statt. Schon aus der ersten Runde war Ex-Premier Borut Pahor von den Sozialdemokraten als Sieger hervorgegangen – am Sonntagabend bestätigte er dieses Ergebnis klar. Vor dem ersten Wahlgang hatte Amtsinhaber Danilo Türk als Favorit gegolten. Doch dieser unterlag schließlich in der Stichwahl eindeutig: Pahor erreichte mit 67 Prozent rund doppelt so viele Stimmen wie Türk. Diesem blieb am Sonntagabend nichts anderes übrig, als dem Herausforderer zu gratulieren und das Feld zu räumen.

Rückkehr

Der 2011 als Regierungschef gescheiterte Pahor legte mit seiner Kampagne ein beispielloses Polit-Comeback hin. Nachdem seine Koalition zerfallen und auch seine Minderheitsregierung über eine Vertrauensabstimmung gestürzt war, verlor seine Partei auch noch die vorgezogenen Wahlen. Pahor wurde schließlich nach 15 Jahren an der Parteispitze abgesetzt.

Einer groß angelegten Imagekampagne ist es zu verdanken, dass Pahor nur ein Jahr später Türk ablösen wird: So verbrachte der ehrgeizige 49-Jährige etwa medienwirksam zwei Monate lang jeweils einen Arbeitstag in verschiedenen Berufen, versuchte sich einmal als Bäcker, einmal als Erntehelfer.

Das Staatsoberhaupt hat in Slowenien vorrangig repräsentative Aufgaben, doch die Präsidentschaftswahl geriet in dieser spannungsgeladenen Phase auch zum Votum über die gesamte politische Elite. Die Wahlbeteiligung erreichte ein Rekordtief, doch jene knapp über 30 Prozent, die zur Wahl gingen, stimmten für Veränderung. Pahor konnte zudem auf die Stimmen der Konservativen zählen, für die der Ex-Premier, verglichen mit Türk, das kleinere Übel war.

Auch nach der Wahl ist keine Entspannung im Krisenland Slowenien angesagt: Bereits für heute, Montag, sind neue Großdemonstrationen in Ljubljana und Maribor geplant.

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