"Order!": Wer folgt legendärem Unterhaus-Sprecher Bercow nach?
Im Rennen um die Nachfolge des wegen seiner Ordnungsrufe zu weltweitem Ruhm gelangten Unterhauspräsidenten John Bercow treten Montagnachmittag sieben Kandidaten an. Das Auswahlverfahren soll um 15.30 Uhr (MEZ) beginnen und könnte sich bis zum Abend hinziehen.
Als Favoriten für das wichtige Amt gelten die Labour-Abgeordneten Lindsay Hoyle und Harriet Harman, die dienstälteste Parlamentarierin.
Hoyle, der während Bercows zehnjähriger Amtszeit dessen Stellvertreter war, sagte in einem Interview, er sehe die Aufgabe des Amtes vor allem in der Rolle eines „Schiedsrichters“. Der 62-jährige Labour-Politiker will die aufgeheizte Stimmung im Parlament beruhigen - vor allem während der nächsten Brexit-Debatten: „Die Menschen wollen sich nicht an den Schiedsrichter erinnern, sondern an das Spiel“.
Auch Hoyles härteste Konkurrentin Harman, ebenfalls Labour, setzt auf einen besänftigenden Stil. „Wir müssen aufeinander hören, anstatt uns gegenseitig anzuschreien“, warb die 69-Jährige um Stimmen.
Von den Konservativen werden Eleanor Laing die besten Chancen eingeräumt. Zudem haben sich die Labour-Abgeordneten Chris Bryant, Meg Hillier und Rosie Winterton beworben. Auch der konservative Brexit-Hardliner Edward Leigh tritt bei der Wahl an.
Wie wird abgestimmt?
Jedem der Kandidaten stehen fünf Minuten Redezeit zur Verfügung. Anschließend kommt es zur geheimen Abstimmung, die 20 Minuten dauert.
Die Auszählung kann nach Einschätzung von britischen Journalisten bis zu einer Stunde dauern.
Sollte keiner der Kandidaten mehr als die Hälfte der abgegebenen Stimmen erhalten, gibt es neue Abstimmungsrunden. Dabei fliegt jeweils der Letztplatzierte raus. Auch alle Kandidaten, die weniger als fünf Prozent der Stimmen erhalten, dürfen nicht mehr teilnehmen.
Das Amt des „Speaker of the House“ gilt als eine der einflussreichsten Positionen im Politik-Betrieb von Westminster. Er erteilt und entzieht Abgeordneten das Wort, entscheidet über die Zulässigkeit von Anträgen und vertritt die Kammer unter anderem gegenüber der Königin und dem Oberhaus (House of Lords).
Bercow war seit 2009 „Speaker of the House of Commons“. Der 56-Jährige wurde international durch seine markanten „Order“-Rufe bekannt. Im Streit um den geplanten EU-Austritt des Landes kritisierten vor allem Brexit-Hardliner den Politiker als parteiisch. Viele Abgeordnete lobten indes, Bercow habe die Rechte des Parlaments gegenüber der Regierung gestärkt.
Bereits in der Nacht zum Mittwoch soll das Parlament dann für die Neuwahl am 12. Dezember aufgelöst werden.
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