Oft habe es sich in der Vergangenheit um „weiße Elefanten“ gehandelt, die später ungenutzt herumstanden - eine Verschwendung, die nicht mehr in die heutige Zeit passe. „Die Pariser Spiele sollten verantwortungsbewusster werden, sowohl in ökonomischer Hinsicht als auch in Bezug auf den CO2-Ausstoß, und ein soziales Vermächtnis haben, um die betroffenen Gebiete positiv zu prägen“, so Barsacq-Beaudou. Das sei ein starkes Argument bei der Kandidatur gewesen.
Dazu gehörte auch, dass sich Paris auf viele bestehende sportliche Einrichtungen stützen konnte. Neu gebaut wurden im Wesentlichen eine Arena im Norden der Metropole sowie das Olympische Dorf auf dem Gebiet von drei ebenfalls nördlichen Vorstädten im Département Seine-Saint-Denis, dem ärmsten des Landes.
Neue Viertel, saubere Flüsse: Wie die Austragungsorte von Olympia profitieren
Der Bauträger rühmte sich einer umweltschonenden Bauweise mit der Verwendung von vor Ort hergestelltem CO2-armem Beton und vielen Naturmaterialien. Das Dorf wird demnächst umgewandelt in ein Stadtviertel mit Wohnungen für 6.000 Menschen, Büros für 6.000 Beschäftigte, einer Kinderkrippe, Geschäften, einer Schule.
Auch ein großer Park soll hier entstehen, insgesamt 9.000 Bäume und Sträucher wurden gepflanzt, ein Zugang zu den Seine-Quais nach dem Vorbild von Paris geschaffen, wo aus den einst viel befahrenen Uferstraßen Flaniermeilen wurden. Hinzu kamen die Errichtung eines Olympischen Schwimmbads sowie der Bau oder die Renovierung von sieben weiteren Bädern im Département Seine-Saint-Denis.
Im südfranzösischen Marseille, wo die Segelwettbewerbe stattfanden, wurden der Hafen umstrukturiert und die Wasserbecken renoviert. In Tahiti, wo die Surfer gegeneinander antraten, sollen die Häuser des aus modularen Strukturen bestehenden Olympischen Dorfs anderswo als Sozialwohnungen dienen. Im Großraum Paris entstanden weitere neue Radwege.
Um Schwimmwettbewerbe in der Seine stattfinden zu lassen - was umstritten blieb - wurden 1,4 Milliarden investiert, um sie und den Nebenfluss Marne zu säubern. Ab nächstem Jahr sollen die Pariser an drei überwachten Badestellen in den Fluss springen können.
Schwimmkurse und Jobs: Wie die Menschen von Olympia profitieren
Doch Barsacq-Baudou spricht noch lieber über das immaterielle als das handfeste Vermächtnis dieser Sommerspiele. „Wir wollten das Ereignis nutzen, um dauerhaft die Sportpraxis der Bevölkerung zu erhöhen, damit die Generation 2024 gesünder ist als die davor“, sagt sie. In allen Schulen steht künftig mindestens eine halbe Stunde Sport pro Tag auf dem Stundenplan.
Im Département Seine-Saint-Denis, wo rund die Hälfte der Zehnjährigen nicht schwimmen können, erhielten seit 2021 tausende Kinder kostenlosen Schwimmunterricht. In Marseille veranstaltet ein Verein mit Fördergeldern des Organisationskomitees der Pariser Spiele Kanu-Kurse für Jugendliche aus benachteiligten Vierteln.
Ein weiterer Bereich ist jener der Jobs. Laut Organisatoren arbeiteten 181.000 Menschen für die Spiele, ob bei privaten Sicherheitsunternehmen, Reinigungsfirmen oder in der Gastronomie. Nicht nur erhielten viele eine Ausbildung, können ihren Lebenslauf mit dieser Erfahrung anreichern. Auch wurden zehn Prozent der gearbeiteten Stunden von Langzeitarbeitslosen geleistet. Ziel war es, sie dauerhaft zurück auf den Arbeitsmarkt zu bringen, gerade in Bereichen, wo es an Personal mangelt.
Doch es gibt auch Kritik
Allerdings gibt es auch kritische Stimmen. Hilfsvereine für Flüchtlinge und Wohnungslose beklagten seit langem, dass diese aus der strahlenden Hauptstadt geschafft wurden. Innerhalb von eineinhalb Jahren wurden 11.000 Menschen in eine andere Region verlegt. Nur für ein paar wenige wurden dauerhafte Plätze in Paris geschaffen.
Paul Alauzy, Sprecher der Vereinigung „Die Rückseite der Medaille", spricht deshalb von einem „antisozialen Erbe": „200 neue Unterkünfte, während wir um die 3500 Wohnungslose in Paris zählen: Das ist ein Pflaster auf einer klaffenden Wunde."
Auch Drogenabhängige, die zuvor offen in manchen Gegenden der Stadt vor allem Crack konsumierten, kamen in Obhut - oder weiter weg. Ob sie bald zurückkommen? Die tatsächlichen Auswirkungen dieser Spiele, ja das eigentliche Erbe werden erst mittel- und langfristig sichtbar.
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