Nordkoreaner schwamm durch Abwasserkanal nach Südkorea

Nordkoreaner schwamm durch Abwasserkanal nach Südkorea
Flüchtling blieb über Stunden unentdeckt, ehe er von den südkoreanischen Behörden geschnappt wurde.

Ein nordkoreanischer Flüchtling hat schwimmend die Grenze nach Südkorea überwunden. Der Mann, der einen Taucheranzug und Schwimmflossen trug, wurde erst Stunden nach seiner Ankunft nördlich des Küstenorts Goseong von südkoreanischen Grenzschützern entdeckt, sagte ein Vertreter der Militärführung in Seoul am Dienstag der Nachrichtenagentur Yonhap. Er habe vermutlich sechs Stunden gebraucht, um die schwer bewachte Demilitarisierte Zone zwischen beiden Ländern zu umschwimmen.

Unter seinem Taucheranzug habe der Mann eine gefütterte Jacke getragen, so dass er nicht ausgekühlt sei. Schließlich gelangte er den Angaben zufolge durch einen Abwasserkanal unter dem Stacheldrahtzaun auf südkoreanischer Seite an Land.

Obwohl der Mann mehrfach von Überwachungskameras der südkoreanischen Armee erfasst wurde und Alarm ausgelöst wurde, blieb er mehr als drei Stunden unentdeckt. Als dann eine Fahndung eingeleitet wurde, dauerte es nochmals drei Stunden, bis Soldaten den zu diesem Zeitpunkt schlafenden Mann schließlich aufgriffen.

Der südkoreanische Verteidigungsminister Suh Wook räumte bei einer Anhörung im Parlament Versäumnisse der Grenzschützer ein. Zudem seien die Überwachungskameras in der betreffenden Region veraltet und störanfällig. Er kündigte an, die Sicherheitsmaßnahmen zu erhöhen.

Nur wenige Überläufer aus dem seit Jahrzehnten stalinistisch-diktatorisch regierten Nordkorea überqueren direkt die schwer bewachte Demilitarisierte Zone (DMZ) oder erreichen über den Seeweg den Süden. Die meisten Flüchtlinge reisen zunächst nach China und versuchen dann über Drittstaaten nach Südkorea zu gelangen.

Auf der Koreanischen Halbinsel herrscht seit dem Ende des Korea-Krieges formell weiter Kriegszustand. Mehr als 30.000 Nordkoreaner flohen in den vergangenen Jahrzehnten in den seit Ende der 80er Jahre demokratischen Süden. Nach den Grenzschließungen wegen der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr sank die Zahl Geflohenen im vergangenen Jahr auf 229.

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