Eskalation in Nordkorea: Verbindungsbüro mit Südkorea gesprengt

Eskalation in Nordkorea: Verbindungsbüro mit Südkorea gesprengt
Nordkorea hat damit seine Drohung wahrgemacht, die "nutzlose Nord-Süd-Verbindung" zu zerstören.

Nordkorea hat nach südkoreanischen Angaben das gemeinsame, innerkoreanische Verbindungsbüro in der Grenzstadt Kaesong gesprengt. Die Sprengung sei am frühen Dienstagnachmittag erfolgt, sagte eine Sprecherin des Vereinigungsministeriums in Seoul. Das Verbindungsbüro diente als wichtiger Kommunikationskanal zwischen beiden Staaten.

Bei Kaesong, wo sich neben dem Verbindungsbüro auch ein stillgelegtes gemeinsames Industriegebiet befindet, ist nach einer Explosion Rauch aufgestiegen.

Die Sprengung zeuge von der Wut der Nordkoreaner, hieß es in den nordkoreanischen Berichten in Anspielung auf die Verärgerung der stalinistischen Führung in Pjöngjang über eine neue Propagandaflugblatt-Aktion südkoreanischer Aktivisten und nordkoreanischer Flüchtlinge von Ende Mai an der Grenze. Ziel sei es gewesen, "menschlichen Abschaum und solche, die dem Abschaum Schutz bieten, für ihre Verbrechen zahlen" zu lassen.

Drohung verwirklicht

Die Sprengung hängt wohl mit einer jüngst ausgesprochenen Drohung Nordkoreas zusammen. Der kommunistische Staat wollte nach Aussage der Schwester von Machthaber Kim Jong-un militärisch gegen Südkorea vorgehen. "Ich fühle, dass es höchste Zeit ist, mit den südkoreanischen Behörden zu brechen. Wir werden bald die nächste Aktion in Angriff nehmen", sagte Kims einflussreiche Schwester Kim Yo-jong am Samstag in einer von der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA verbreiteten Mitteilung.

Am Dienstag drohte die nordkoreanische Armee mit einer Militäraktion. Die nordkoreanische Armee sei "voll einsatzbereit", erklärte der Generalstab der Koreanischen Volksarmee. Wegen einer Verschlechterung der innerkoreanischen Beziehungen werde bereits ein "Aktionsplan" geprüft, um "die Frontlinie in eine Festung zu verwandeln", wurde die Armeeführung von den Staatsmedien zitiert. Die Armee will demnach wieder Soldaten in Gebiete schicken, die nach einem Abkommen zwischen beiden Ländern entmilitarisiert wurden.

Südkoreanische Medien spekulierten, Nordkorea könnte unter anderem wieder Soldaten in das Gebiet um Kaesong schicken. Dort hatten beide Länder bis 2016 einen gemeinsamen Industriekomplex betrieben. Vor der Öffnung des Industrieparks 2004 waren auf dem Gelände Soldaten stationiert gewesen

Spannungen nehmen zu

Die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel schaukeln sich derzeit wieder hoch. Nordkorea fühlte sich zuletzt durch eine neue Propagandaflugblatt-Aktion südkoreanischer Aktivisten provoziert. Die kommunistische Führung in Pjöngjang hatte bereits unter anderem mit dem Rückzug aus einem bilateralen Militärabkommen von 2018 über vertrauensbildende Maßnahmen und auch mit der Schließung des Verbindungsbüros gedroht. Auch kappte Nordkorea die Kommunikationsleitungen zum Süden.

Nordkorea wirft der Regierung in Seoul vor, die Flugblattaktionen südkoreanischer Aktivisten und nordkoreanischer Flüchtlinge an der Grenze zu tolerieren. Ende Mai hatten sie mit Ballons etwa eine halbe Million Flugblätter, die sich gegen die autokratische Führung in Pjöngjang richten, über die Grenze geschickt. Die südkoreanische Regierung wirft den betreffenden Organisationen vor, ihrerseits Spannungen auf der Halbinsel zu erzeugen. Am Dienstag drohte die nordkoreanische Armee ihrerseits mit einer "großangelegten Flugblattaktion".

Die innerkoreanischen Beziehungen sind seit dem gescheiterten Gipfel Nordkoreas mit den USA im Februar vergangenen Jahres zum Erliegen gekommen. Experten vermuten, dass Nordkorea mit einer Eskalation des Konflikts mit Südkorea den Druck auf die USA erhöhen will.

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