Atomprogramm ist allenfalls zu bremsen

Protestplakate in Südkorea gegen Nordkoreas Diktator Kim Jong-un
Weitere Sanktionen gegen Nordkorea gefordert: Eine Schlüsselrolle liegt bei China.

Nach wie vor ist ungewiss, ob Nordkorea am Mittwoch tatsächlich eine H-Bombe getestet hat: Staatschef Kim Jong-un und die staatliche Propaganda bejubelten ja das "aufregende Geräusch unserer ersten Wasserstoffbombenexplosion". Militärexperten im Westen weisen aber darauf hin, dass die Sprengkraft geringer war als beim letzten Atombombentest 2013 – und ein Vielfaches höher hätte sein müssen. Möglicherweise hat Nordkorea aber einer A-Bombe das radioaktive Tritium, das auch in einer H-Bombe verwendet wird, zugesetzt und damit ihre Zerstörungskraft massiv erhöht.

Gleichwie: Der Westen, allen voran die USA, Südkorea und Japan, aber auch Russland und China sind grimmig entschlossen, die Provokation des kommunistischen Regimes in Pjöngjang scharf zu sanktionieren. Schon am Mittwochabend verurteilte der UN-Sicherheitsrat den Test als "klare Bedrohung für Frieden und Sicherheit". Am Donnerstag telefonierte US-Präsident Barack Obama mit Südkoreas Staatschefin Park Geun-bye und mit Japans Premier Shinzo Abe. Tenor: Nordkorea müsse mit den "stärksten und umfassendsten Sanktionen" bestraft werden. Auch hochrangige Diplomaten der USA und Russland stimmten sich ab. Schon nach früheren Atomtests wurden gegen Nordkorea Sanktionen verhängt.

Auch China, seit dem gemeinsamen Waffengang im Koreakrieg (1950–53) engster Verbündeter Nordkoreas, hat die Energiezufuhr zu dem wirtschaftlich darbenden Land längst gedrosselt. Und hat den jüngsten Test scharf verurteilt. Nicht zuletzt auch in Hinblick auf die eigenen, sich verbessernden Beziehungen zu Südkorea.

Angst vor Kollaps

Dennoch sind China-Experten einig: Peking wird weitere Sanktionen unterstützen, seinen ökonomischen Einfluss aber nicht mit voller Härte einsetzen. Denn China will zwar eine nuklearwaffenfreie koreanische Halbinsel ohne Konflikt, aber einen Kollaps des abgeschotteten Nordkorea mit Flüchtlingsströmen nach China fürchtet es massiv.

Und Nordkorea wird weiter an seinem Nuklearprogramm basteln, das Teil der staatlichen Identität und der Legitimation seines Führers ist. Ohne Sanktionen käme die Waffenentwicklung schneller voran, mit Sanktionen würde sie wenigstens gebremst, sagen Experten in China. Vor allem aber bekommt die Bevölkerung sie zu spüren.

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