Es war eine Sabotage-Aktion mit schwerwiegenden Folgen. Im September 2022 sprengten Unbekannte die Gaspipeline Nord Stream I, die russisches Gas über die Ostsee nach Deutschland lieferte, in die Luft. Der erste Verdacht richtete sich damals gegen Russland, das damit den Konflikt um die Gaslieferungen weiter anheizen und den Westen unter Druck setzen wolle. Moskau wiederum machte die USA für die Aktion, die vermutlich von Tauch-U-Booten durchgeführt worden war, verantwortlich. Beweise für eine Beteiligung der USA gab es nicht, ebenso wenig wie solche, die sich gegen Russland richteten. Jetzt aber sind laut Berichten der New York Times erstmals verlässliche Berichte von US-Geheimdiensten aufgetaucht, die den Verdacht wieder in eine neue Richtung lenken: Eine ukrainische Gruppe soll für die Sprengung verantwortlich sein.
Jacht gehörte Ukrainern
Die Ermittler haben eine fragliche Jacht identifiziert, die von einer Firma mit Sitz in Polen angemietet worden sei, welche „offenbar zwei Ukrainern gehört“. Zudem habe ein Team, bestehend aus einem Kapitän, zwei Tauchern, zwei Tauchassistenten und einer Ärztin, den Sprengstoff zu den Tatorten gebracht. Welchen Nationalitäten sie angehörten, sei unklar. Sie hätten offenbar gefälschte Pässe verwendet.
Die russische Politik arbeitete sich zuletzt über Wochen an nicht belegten Behauptungen des prominenten US-Journalisten Seymour Hersh ab, der unter Berufung auf eine einzelne anonyme Quelle geschrieben hatte, US-Marinetaucher seien für die Explosionen in der Ostsee verantwortlich. Das Weiße Haus wies den Bericht als Erfindung zurück.
Selenskyj nicht beteiligt
Auch der UN-Sicherheitsrat hat sich im Februar mit den Sprengungen beschäftigt. Auf Antrag Russlands, das behauptete, die USA hätten eine solche Aktion zuvor mehrfach angedroht. Doch das UN-Gremium konnte sich erwartungsgemäß auf keine Resolution einigen. Die jetzt offensichtlich aufgetauchten Beweise, die sich gegen die Ukraine richten, würden aber die Regierungsspitze klar ausklammern. Präsident Selenskyj und seine Vertrauten seien nicht über die Aktion informiert gewesen, betonen jetzt US-Regierungsvertreter gegenüber der "New York Times".
Die Ukraine und Verbündete wurden von Experten ohnehin als die logischen Täter für einen Angriff auf die Pipelines angesehen. Kiew hat sich jahrelang gegen das Projekt ausgesprochen und es als Bedrohung der nationalen Sicherheit bezeichnet, weil es Russland erlauben würde, Gas leichter nach Europa zu verkaufen. Beamte der ukrainischen Regierung und des Militärgeheimdienstes allerdings sagen, dass sie bei dem Angriff keine Rolle gespielt haben und nicht wissen, wer ihn ausgeführt hat. Welche Gruppierungen in der Ukraine tatsächlich hinter dem Angriff stehen, wollten die US-Vertreter nicht präzisieren. Man habe darüber keine genauen Informationen.
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