Nicolás Maduro: "Wir sind die neuen Juden"

44 Menschen kamen seit Beginn der Proteste im April ums Leben.
Dauerkrise. Der Präsident vergleicht die Proteste der Opposition mit "faschistischen Aufmärschen".

Wer im Eck steht, neigt zu verzweifelten Rundumschlägen – wie derzeit Venezuelas Präsident Nicolás Maduro: Seit Monaten wird gegen ihn protestiert, international ist er isoliert. Dennoch rief er am Donnerstag zur energischen Verteidigung der "sozialistischen Revolution" auf und ließ sich zu einem Vergleich hinreißen: "Wir sind die neuen Juden des 21. Jahrhunderts" – Und: "Wir tragen keinen gelben Davidstern, sondern haben ein rotes Herz."

Eine weitere von der Opposition geplante Demonstration verglich Maduro gar mit den faschistischen Aufmärschen vor dem Zweiten Weltkrieg. Seit Beginn der Proteste Anfang April gab es rund 2000 Festnahmen. 44 Menschen kamen um. Maduro wirft der Opposition vor, einen Putsch vorzubereiten – diese weist das zurück und wirft ihm die Umwandlung in eine Diktatur vor. Unter ihm ist das Land mit den größten Ölreserven in eine dramatische Versorgungskrise geschlittert. Die Opposition fordert Neuwahlen und die Freilassung politischer Gefangener. Auch Ecuadors Präsident Rafael Correa, bisher einer der letzten Verbündeten Maduros in Südamerika, machte sich für Neuwahlen stark, um das Blutvergießen zu beenden. "Die Situation muss über den Dialog und demokratische Wege, auch über Wahlen, gelöst werden", sagte er.

Exil-Venezolaner beschimpften in den vergangenen Wochen reisende Regierungsvertreter und deren Familien im Ausland öffentlich. Maduros Kritiker nennen es ungeheuerlich, dass für solche Reisen Geld ausgegeben wird, während viele Menschen im Land sich weder Nahrung noch lebenswichtige Medikamente selbst für Kinder leisten können.

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