New Yorks einst gefeierter Corona-Held vor politischem Aus

New Yorks einst gefeierter Corona-Held vor politischem Aus
Gouverneur Andrew Cuomo gerät nach Bekanntwerden von neuen Vorwürfen wegen sexueller Belästigung massiv unter Druck - und tritt die Flucht nach vorne an.

„Ich verstand, dass der Gouverneur mit mir schlafen wollte, und fühlte mich furchtbar unwohl und hatte Angst“, sagte die 25-jährige Ex-Mitarbeiterin Charlotte Bennett der „New York Times“. Cuomo teilte der Zeitung mit, er habe nie beabsichtigt, sich unangemessen gegenüber Bennett zu verhalten, und habe eine unabhängige Untersuchung der Angelegenheit angeordnet.

Vor wenigen Tagen hatte eine frühere Wirtschaftsberaterin dem Gouverneur vorgeworfen, sie sexuell belästigt zu haben. Lindsey Boylan (36) beschuldigte Cuomo unter anderem, sie 2018 in seinem Büro in Manhattan ungefragt auf die Lippen geküsst zu haben. Bennett und Boylan haben ihre Jobs in der Cuomo-Regierung aufgegeben.

Einschüchterung

Boylan schrieb auf der Online-Plattform Medium: „Gouverneur Andrew Cuomo hat innerhalb seiner Verwaltung eine Kultur geschaffen, in der sexuelle Belästigung und Drangsalieren so allgegenwärtig sind, dass es nicht nur geduldet, sondern erwartet wird.“ Cuomo bringe seine Kritiker durch Einschüchterung zum Schweigen.

New Yorks einst gefeierter Corona-Held vor politischem Aus

Als Corona-Krisenmanager hatte sich Cuomo Lorbeeren erworben

Cuomo galt seit dem Beginn der Corona-Pandemie in New York vor knapp einem Jahr vielen Amerikanern als Hoffnungsträger. Der Demokrat versprach, seine Politik nach wissenschaftlichen Notwendigkeiten auszurichten. Er inszenierte sich damit als Gegenentwurf des damaligen republikanischen US-Präsidenten Donald Trump. Tatsächlich hat Cuomos Krisenmanagement ihm auch viel Lob, unter anderem des US-Top-Immunologen Anthony Fauci, eingebracht. Es sorgte dafür, die Lage in New York nach einer Explosion der Corona-Fälle im Frühjahr 2020 einigermaßen unter Kontrolle zu bekommen.

Todeszahlen nach oben korrigiert

Cuomo geriet zuletzt aber wegen hoher Todeszahlen in Pflegeheimen unter Druck. Hintergrund ist, dass die Zahl der Todesfälle in den Heimen in New York zuletzt stark nach oben korrigiert wurde - von 8.500 auf mehr als 15.000. Mehrere Medien - darunter die „New York Times“ - berichteten, dass Abgeordnete des Bundesstaates eine Verschleierung der Ausmaße durch Cuomo vermuten. Als Konsequenz planten sie, seine Machtbefugnisse zum direkten Erlassen von Notfallmaßnahmen einschränken zu wollen. Ebenfalls wurde bekannt, dass die Bundespolizei FBI und Ermittler im Staat New York das Vorgehen der Regierung bezüglich Pflegeheimen untersuchten.

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