Netanjahu: "Gelingt uns nicht, zivile Opfer zu vermeiden"
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat in einem am Donnerstag ausgestrahlten Interview des US-Fernsehsenders CBS sein Bedauern ausgedrückt, dass es Israel nicht gelungen sei, Opfer unter der zivilen Bevölkerung im Gazastreifen zu vermeiden.
Die israelischen Streitkräfte würden versuchen, den Militäreinsatz im Gazastreifen mit einem Minimum an zivilen Opfern zu beenden. "Das versuchen wir, aber leider gelingt es uns nicht", sagte Netanjahu.
"Jeder Tod eines Zivilisten ist eine Tragödie. Wir versuchen alles in unserer Macht Stehende zu tun, um Zivilisten aus der Gefahrenzone zu bringen, während die Hamas alles tut, um sie dort festzuhalten", erklärte Netanjahu.
Er verwies darauf, dass Israel Flugblätter abwerfe, "wir rufen sie auf ihren Handys an und sagen: 'Geht'. Und viele sind gegangen", stellte er fest.
International wächst angesichts der zivilen Opfer die Kritik am Vorgehen der israelischen Streitkräfte. Das israelische Militär wirft der Hamas wiederum vor, Angriffe aus Wohngebieten und Krankenhäusern heraus zu starten und Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen.
Netanjahu: "Starke" Hinweise für Geisel-Aufenthalt in Klinik
Weiters sagte Israels Regierungschef gegenüber CBS, dass es "starke Hinweise" gegeben habe, dass Geiseln von der Hamas im größten Krankenhaus des Gazastreifens festgehalten wurden.
Das sei auch einer der Gründe für den Einmarsch israelischer Soldaten in die Shifa-Klinik gewesen.
Fast sechs Wochen nach dem Angriff der islamistischen Hamas auf Israel haben Soldaten nahe dem Shifa-Krankenhaus im Gazastreifen die Leiche einer Geisel geborgen. Die tote Frau (65) sei in einem Nebengebäude des Hospitals entdeckt, nach Israel gebracht und identifiziert worden, teilte Israels Militär am Donnerstag mit. Die Frau war demnach am 7. Oktober bei dem Massaker der Hamas in Israel aus dem Grenzort Beeri entführt worden.
➤ Mehr lesen: Israels Armee: Geisel-Leiche in Nachbarhaus des Al-Schifa-Spitals geborgen
Zweite Leiche entdeckt
In der Nähe des Krankenhauses wurde eine weitere Leiche einer Hamas-Geisel geborgen. Es handelt sich um eine 19-jährige Soldatin. Sie wurden am 7. Oktober von Hamas-Terroristen entführt. Die Leiche sei am Donnerstagabend von Experten in Israel identifiziert worden.
Israels Armee hatte den Tod der 19-jährigen Soldatin bereits am Dienstag vermeldet.
Weiters fanden israelische Soldaten Waffen, Computer und militärische Ausrüstung. Unklar ist, ob es sich bei einem der entdeckten Zentren auch um die von der Armee unter dem Krankenhaus vermutete Kommandozentrale der palästinensischen Islamistenorganisation handelte. Die Hamas bestreitet die Existenz einer solchen Basis unter der Klinik.
➤ Mehr lesen: Israels Armee: Zwei Leichen von Geiseln im Gazastreifen vom Militär geborgen
Geisel-Deal
Zwischen Israel und der Hamas laufen derzeit Verhandlungen über die in den Gazastreifen verschleppten Geiseln. Im Gespräch sei die Freilassung von mindestens 50 Frauen und Kindern und eine drei bis fünf Tage lange Feuerpause, sagte eine mit den Verhandlungen vertraute Person der Deutschen Presse-Agentur.
➤ Mehr lesen: Baldige Geiselbefreiung aus Gaza? Biden "leicht hoffnungsvoll"
Israel übernimmt Kontrolle über Westen der Stadt Gaza
Israels Armee hat nach Angaben von Verteidigungsminister Joav Galant die Kontrolle über den westlichen Teil der Stadt Gaza im nördlichen Gazastreifen erlangt.
"Die nächste Phase hat begonnen“, sagte Galant. Wie diese Phase konkret aussehen soll, ließ er offen. Auch meldete die israelische Armee, sie habe die „operative Kontrolle“ über den Hafen der Stadt übernommen, der vorher von der Hamas kontrolliert worden sei. Örtliche Quellen bestätigten der dpa die Übernahme.
Israels Armee forderte erneut Zivilisten in mehreren Vierteln der umkämpften Stadt Gaza zur Flucht auf.
Militär: Tote bei Schießerei an Kontrollstelle im Westjordanland
Bei einer Schießerei an einer Kontrollstelle im Westjordanland wurden nach Angaben der israelischen Streitkräfte vier Menschen getötet.
Israelische Soldaten und Polizisten hätten drei mutmaßliche Terroristen der islamistischen Hamas aus Hebron an dem Checkpoint nahe Jerusalem erschossen, teilte das Militär mit. Die Angreifer hätten einen Angriff auf die israelischen Truppen geplant. Bei der Schießerei kam auch ein israelischer Soldat ums Leben.
Kommentare