Erster Test negativ: Netanjahu begab sich in Corona-Quarantäne

Erster Test negativ: Netanjahu begab sich in Corona-Quarantäne
Der israelische Premier isoliert sich häuslich - unter orthodoxen Juden nimmt die Ansteckungsrate zu.

Vorherige Woche war ihm der große Coup gelungen, mit seinem ehemaligen Rivalen Benny Gantz eine Koalition zu bilden, diese Woche wird der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in Isolation verbringen. Er begibt sich wegen des Coronavirus in Quarantäne.

Ein Mitarbeiter Netanjahus sei nämlich positiv auf das Coronavirus getestet worden, teilte das Büro des Regierungschefs am Montag in Jerusalem mit. Mit Netanjahu müssten mehrere weitere Mitarbeiter in Quarantäne, hieß es. Ein erster Test sei allerdings negativ verlaufen, teilte Netanjahu am Abend auf Twitter mit.

Netanjahu ist nach dem kanadischen Premierminister Justin Trudeau, der deutschen Kanzlerin Angela Merkel und dem britischen Premierminister Boris Johnson der vierte Regierungschef, der sich wegen des Coronavirus isolieren muss. Positiv auf das Virus getestet wurde bisher Johnson, Trudeau und Merkel sind wegen Erkrankungen in ihrem Umfeld vorsorglich in Quarantäne.

Maßnahmen, die in strengreligösen Kreisen in Israel nicht oft angewandt werden. Im Viertel Mea Shearim in Jerusalem seien allein am Montagvormittag mehr als 25 Strafzettel wegen unerlaubter Versammlungen verteilt worden, teilte die Polizei mit. Die Strafe liege bei jeweils 5.000 Schekel (1.266,46 Euro).

Zudem seien fünf Strafzettel für das unerlaubte Entfernen von mehr als 100 Metern vom Wohnort verteilt worden - mit einem Bußgeld von 500 Schekel. Vier Personen seien festgenommen worden. Die Polizei setze die Vorgaben des Gesundheitsministeriums um.

Nach Medienberichten befürchtet die Regierung eine unkontrollierte Ausbreitung des Virus in den dicht besiedelten religiösen Vierteln und Städten im Land, wo viele kinderreiche Familien leben. Etwa zwölf Prozent der rund neun Millionen Einwohner sind nach Angaben des Israelischen Demokratie-Institutes strengreligiöse Juden.

Israel hat wegen der Ausbreitung des Coronavirus strenge Ausgangsbeschränkungen im Land verhängt. Nur in Ausnahmefällen dürfen Menschen ihre Häuser verlassen. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums ist das Virus Sars-CoV-2 mittlerweile bei 4347 Personen in Israel nachgewiesen. 15 Menschen sind den Angaben zufolge nach einer Infektion gestorben.

Nach Angaben des Ministeriums liegt dabei der Anteil der mit Sars-CoV-2 Infizierten in religiösen Vierteln und Städten deutlich über dem Bevölkerungsschnitt. Synagogen galten bis zu ihrer Schließung vergangene Woche als einer der Hauptansteckungspunkte im Land.

In den vergangenen Tagen hatte es zudem massive Kritik am zögerlichen Vorgehen der Polizei gegenüber strengreligiösen Juden gegeben. So hatte nach Medienberichten am Sonntag eine Beerdigung in der ultra-orthodoxen Stadt Bnei Brak bei Tel Aviv mit rund 400 Trauergästen stattgefunden. Polizisten seien anwesend gewesen, hätten aber nichts dagegen unternommen.

Am Wochenende hatte nun ein führender Rabbiner nach Medienberichten dazu aufgerufen, sich nicht zu Gebeten zu treffen und den Vorgaben des Gesundheitsministeriums zu folgen. Zuvor hatte Rabbi Chaim Kanievsky noch festgelegt, Toraschulen weiter geöffnet zu lassen.

Kommentare