Was macht die "Operation Prosperity Guardian" im Roten Meer?

Was macht die "Operation Prosperity Guardian" im Roten Meer?
Die Meerenge Bab al-Mandab ist ein gefährliches Nadelöhr für den Seeverkehr. Allianz will Schiffe schützen.

Wegen der Auswirkungen des Gaza-Kriegs auf die Schifffahrt und den Welthandel zieht Israels Verbündeter USA mehrere Staaten zu einer neuen Militärallianz im Roten Meer zusammen. Die neue maritime Schutzgruppe ist ein Versuch, eine der weltweit wichtigsten Routen für die Schifffahrt und damit nicht zuletzt den Ölhandel zu schützen. Innerhalb der EU gibt es Diskussionen über eine mögliche Beteiligung. Die wichtigsten Fragen im Überblick:

Welche Länder machen mit bei der Allianz und welche Ziele hat sie?

An dem US-geführten Bündnis sollen sich Großbritannien, Frankreich, Italien, Spanien, die Niederlande, Norwegen, Kanada, Bahrain und die Seychellen beteiligen. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin, der am Dienstag Bahrain besuchte, kündigte die Allianz während seiner mehrtägigen Reise an. Ziel ist der Schutz der Schifffahrtsfreiheit, indem das Bündnis Angriffe der jemenitischen Houthi-Rebellen auf Schiffe im Roten Meer - etwa mit ballistischen Raketen und Drohnen - abwehren soll. Der Einsatz der zunächst zehn Länder soll den Namen "Prosperity Guardian" (etwa "Hüter des Wohlstands") tragen.

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Könnten sich weitere Länder anschließen?

Ja, vor allem eine mögliche Beteiligung von Ländern am Roten Meer wie Ägypten, Jordanien und Saudi-Arabien steht im Raum. Das neue Bündnis soll unter dem Schirm der bereits bestehenden "Vereinten Maritimen Streitkräfte" (CMF) starten, der 39 Staaten angehören, darunter auch Saudi-Arabien, die Emirate und die Türkei. Ihr Ziel ist schon jetzt der Schutz der wichtigsten Schifffahrtswege. Die arabischen Länder sind dabei teils in einer schwierigen Lage. Denn Ägypten etwa teilt die grundsätzliche Forderung der Houthis - nämlich ein Ende von Israels Angriffen im Gazastreifen.

Zugleich scheint selbst die Zusage derjenigen Staaten, die nach Darstellung Austins zum Bündnis gehören, noch nicht sicher. So hat Spanien eine Beteiligung außerhalb von EU- oder NATO-Einsätzen abgelehnt. Ein Sprecher der EU-Kommission sagte in Brüssel, man berate unter den EU-Staaten und mit Partnern darüber, wie eine Antwort aussehen könnte.

Wird Deutschland sich beteiligen?

Eine deutsche Beteiligung wird nach Worten von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) geprüft. Auch die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), befürwortet dies. Es sei "folgerichtig, dass sich zudem alle daran beteiligen, die davon abhängig sind, dass ihre Waren durch das Rote Meer geführt werden. Also auch deutsche und europäische Schiffe", sagte Strack-Zimmermann der dpa. Erst am Donnerstag hatten die deutschen Reeder von der Bundesregierung und der EU Schutzmaßnahmen gefordert.

Zugleich gibt es in der Ampel-Koalition auch zurückhaltendere Stimmen. SPD-Chefin Saskia Esken sagte der dpa, die Allianz sei "wichtig und notwendig, auch für Deutschland, auch für unsere Handelsbeziehungen". Es müsse aber der Bundestag mit einbezogen werden, weil es bisher kein UNO-Mandat gebe. Auch die Grünen-Fraktionsvize Agnieszka Brugger zeigte sich grundsätzlich offen und sagte, "angesichts der immensen Risiken auch für die zivile Schifffahrt sollte Deutschland auf keinen Fall reflexartig ablehnen".

Ein Bundestagsmandat sei hier aber nötig, sagte Esken. Dieses ist grundsätzlich für alle bewaffneten Einsätze der Bundeswehr erforderlich.

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Warum beteiligen sich europäische Länder am Schutz des Roten Meeres?

Die zunehmenden Angriffe der Huthi-Rebellen, die den internationalen Handel bedrohen, betreffen nicht nur die USA oder etwa Israel. Die angegriffene "Galaxy Leader" war laut Berichten beispielsweise ein britisches, unter Flagge der Bahamas fahrendes Schiff, betrieben von einer japanischen Firma mit Besatzungsmitgliedern aus Bulgarien, Rumänien, der Ukraine, den Philippinen und Mexiko. Drei Schiffe, die am 3. Dezember angegriffen wurden, hatten wiederum Verbindungen in 14 verschiedene Länder. Vor allem würde eine Beeinträchtigung des Schiffshandels die Energiesicherheit wie auch den Frachtverkehr gefährden und damit auch Europa empfindlich treffen.

Wer sind die Houthi-Rebellen?

Die Huthi-Rebellen sind eine militante Bewegung im Jemen, der im Süden der Arabischen Halbinsel liegt. Sie haben in vergangenen Jahrzehnten mehrfach Aufstände gegen die sunnitische Führung in der Hauptstadt Sanaa angezettelt. 2014 übernahmen sie dort die Kontrolle und beherrschen heute weite Teile des Landes vor allem im Norden. Einer Analyse von 2019 zufolge kommen sie auf etwa 180.000 bis 200.000 bewaffnete Kämpfer. Sie verfügen über ein umfassendes Waffenarsenal und werden vor allem unterstützt vom Iran und der Hisbollah im Libanon. Die Houthis kämpfen im Bürgerkrieg im Jemen gegen ein von Saudi-Arabien angeführtes Militärbündnis.

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Was wollen die Houthis?

Allem voran wollen die Rebellen den gesamten Jemen regieren und dafür Anerkennung finden. Im Gaza-Krieg wollen die Houthis - genau wie ihr Unterstützer Iran - Israel zum Ende der Angriffe bewegen. Sie haben jedes Schiff, das israelische Häfen ansteuert oder von dort kommt ohne Hilfsgüter für die Palästinenser in Gaza, zum möglichen Ziel erklärt. Die Angriffe scheinen sich inzwischen aber auch auf Schiffe ohne Israel-Bezug zu richten. Die Houthis wollen mit ihren Angriffen zugleich breitere Anerkennung finden als Teil der selbst ernannten iranischen "Achse des Widerstands" gegen Israel. Außerdem können sie von eigenen Problemen ablenken und Stärke demonstrieren.

Welche Folgen haben die Angriffe für Schifffahrt und Handel?

Vier der weltgrößten Reedereien nehmen wegen der zunehmenden Angriffe lange Umwege in Kauf und meiden die Meerenge Bab al-Mandab, die zum Suezkanal führt und die zu den wichtigsten Schifffahrtsstrecken der Welt zählt. Der Verkehr durch das Rote Meer ging laut der Nachrichtenagentur Bloomberg bereits um 35 Prozent zurück. Die Schiffe können zwar den Umweg um das Kap der Guten Hoffnung an der Südspitze Afrikas nehmen. Das bedeutet aber längere Lieferzeiten und höhere Kosten, auch wegen des höheren Treibstoffverbrauchs, was sich wiederum auf den Handel auswirkt. Etwa zwölf Prozent des weltweiten Handels passieren den Suezkanal.

Was sind die Folgen für die Energiepreise?

Eine längere Störung des Verkehrs durch das Rote Meer wird sich auch auf die Energiepreise auswirken - vor allem in Europa, das sich noch von der Energiekrise im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg erholt. Die Öl-Lieferungen durch den Suezkanal und eine dort parallel verlaufende Pipeline unter anderem nach Europa sind gegenüber 2020 um mehr als 60 Prozent gestiegen. Ein kompletter Stopp dieser Lieferungen würde die Ölpreise ansteigen lassen. Diese hatten zu Wochenbeginn um etwa zwei Dollar zugelegt wegen der angespannten Lage. Schätzungsweise acht Prozent der weltweiten Rohöltransporte laufen durch den Suezkanal.

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