Terror, Dürre, Geopolitik: Die blockierte Globalisierung

Terror, Dürre, Geopolitik: Die blockierte Globalisierung
Die aktuellen Entwicklungen im Suez- und Panamakanal sind ein Alarmsignal. Aber kein Grund, nur schwarz zu sehen.
Anita Staudacher

Anita Staudacher

Als der Portugiese Vasco da Gama 1498 den Seeweg von Europa nach Indien entdeckte und Pfeffer, Nelken, Zimt und Muskatnuss zurück nach Europa brachte, läutete er den Siegeszug der Globalisierung ein. Das kleine Portugal wurde für Jahrzehnte zur beherrschenden Seemacht und diktierte die Regeln des Welthandels.

Die Kontrolle der Seewege ist bis heute ein zentraler geopolitischer Machtfaktor. Was gerne übersehen wird: Mehr als 80 Prozent aller weltweit gehandelten Waren und Rohstoffe werden von Schiffen an ihren Bestimmungsort gebracht. Allein durch den Suezkanal in Ägypten fließen 30 Prozent des weltweiten Containervolumens.

Ohne täglichen Schiffsverkehr blieben bei uns viele Regale im Supermarkt leer, gäbe es weder exotische Früchte noch Smartphones, Autos oder Windräder. Die Warenströme laufen längst kreuz und quer über den Globus, mehrmals hin und zurück. So wird ein Mikrochip heute bis zu 20 Mal um den Planeten geschippert, bevor er irgendwo in einem Elektronikgerät verbaut beim Konsumenten landet. Das Problem: Etwa ein Drittel der von der Welt benötigten Mikrochips kommen aus Taiwan. Das schafft gefährliche Abhängigkeiten, wie die Spannungen zwischen den USA und China derzeit vor Augen führen.

Terroristen als moderne Piraten

Die Verwundbarkeit des Welthandels haben auch die Terroristen erkannt. Als moderne Piraten greifen sie auf hoher See Containerschiffe an. Sie stören damit die globalen Lieferketten und zeigen, wie verwundbar die Globalisierung ist. Bedroht sind die Wasserstraßen aber auch durch den Klimawandel. Das aktuelle Niedrigwasser im Panamakanal wird laut Internationalem Währungsfonds (IWF) die Schifffahrt noch weit ins nächste Jahr hinein beeinträchtigen und zu weiteren Lieferengpässen führen. Zudem erschweren immer häufigere Extremwetterlagen wie Sturmtiefs den Schiffsverkehr.

Was also tun? Die Reedereien müssen ihre „Pötte“ sicherer machen, Begleitschutz anfordern und Alternativrouten suchen. Die Überfahrten dauern dadurch um Tage oder sogar Wochen länger, werden viel teurer und belasten die Umwelt noch mehr. Fliegen ist freilich noch teurer und für den Massentransport eher ungeeignet.

Schattenseiten der Globalisierung zurückdrängen

Ein Grund, nur schwarz zu sehen, sind die aktuellen logistischen Blockaden aber trotzdem nicht. Sie bieten auch die Möglichkeit, die Schattenseiten der Globalisierung ein Stück weit zurückzudrängen, Abhängigkeiten zu reduzieren und sich stattdessen wieder mehr auf die Wirtschaft auf dem eigenen Kontinent zu konzentrieren. Jüngste EU-Maßnahmen wie das Lieferkettengesetz, das mehr Transparenz in die Lieferketten bringt oder der „Chips Act“ zum Ausbau der europäischen Halbleiterindustrie, sind erste wichtige Schritte dazu.

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