Gaza: Die Offensive rollt

Israelische Panzer
Israel will die radikalen Palästinenser schwächen. Der Bodeneinsatz könnte ausgeweitet werden. Dutzende Opfer auch unter Zivilisten.

Lichtblitze und Leuchtmunition am Himmel, massiver Artillerie- und Granatenbeschuss aus der Luft und vom Mittelmeer her: Das war in der Nacht auf Freitag das Begleitfeuer und Signal für den Beginn der israelischen Bodenoffensive im Gaza-Streifen. Durch ein von den Israelis geöffnetes Tor im Grenzzaun rollten zum ersten Mal seit mehr als fünf Jahren israelische Panzer in das palästinensische Gebiet, aus dem in den vergangenen Tagen radikale Palästinenser Hunderte Raketen auf Israel abgefeuert hatten.

"Wir setzen auf sehr viel Feuerkraft", sagte ein Armeesprecher. Ergebnis: Alleine in den ersten 24 Stunden starben Dutzende Menschen, Häuser wurden zerstört. Die Armee berichtete von 150 angegriffenen Zielen, darunter verborgene Raketenwerfer, eine Waffenfabrik und mehrere Tunnel.

Israel betont, es plane nur einen begrenzten Einsatz seiner Bodentruppen mit klaren Zielen. Gleichzeitig hat das Militär aber knapp 70.000 Soldaten mobilisiert. Ministerpräsident Benjamin Netanyahu sprach am Freitag auch von der Möglichkeit einer "ernsthaften Ausweitung der Bodenaktivitäten".

Israel verfolgt drei Ziele

Es will den Raketenbeschuss seiner Städte unterbinden. Dies ist in zehn Tagen massiver Bombardements aus der Luft im Rahmen der Offensive "Zuk Eitan" (Fels in der Brandung) bisher nicht gelungen. Jeden Tag heulen weiter landesweit die Alarmsirenen, auch über Tel Aviv wurden bis zu drei Mal täglich Geschosse aus Gaza abgefangen.

Das zweite Ziel ist die Zerstörung eines möglichst großen Teils Hunderter unterirdischer Tunnel der Hamas, vor allem an der Grenze zu Israel, die unter anderem Terror-Zwecken dienen. Sie seien eine "riesige Bedrohung", erklärte der israelische General Gad Schamni, früherer Kommandant der Gaza-Division, am Freitag. Erst in der Nacht auf Donnerstag hatten 13 schwer bewaffnete Palästinenser versucht, auf israelisches Gebiet zu gelangen.

Das dritte Ziel ist laut Schamni, mit dem Bodeneinsatz gegen Hamas-Ziele auch den Verhandlungsspielraum der radikal-islamischen Organisation bei Gesprächen über eine Waffenruhe zu reduzieren. "Wir brauchen eine Vereinbarung mit einer schwächeren und gezügelten Hamas, aber auch mit einer Hamas, die noch etwas zu verlieren hat", sagte er.

"Tor zur Hölle"

Für Israels Militär werde es das "Tor zur Hölle" werden, drohte dagegen die Hamas. "Wir werden Gaza zum Friedhof für israelische Soldaten machen", kündigte ein Sprecher an.

Die diplomatischen Bemühungen um ein Ende der Kämpfe stocken. Die Türkei forderte eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates. Die EU verurteilte die Tötung von vier palästinensischen Kindern an einem Strand vom Vortag. Palästinenserpräsident Abbas bat die Schweiz um eine dringliche Konferenz zur Genfer Konvention.

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