20.000 ausländische Kämpfer in der Ukraine: Russland droht mit Erschießungen
Ausländer aus dutzenden Ländern kämpfen in der Ukraine. Jetzt droht den ersten Söldnern die Todesstrafe.
09.06.22, 17:16
Also Aufhängen, das sei doch ein bisschen übertrieben: Schließlich sei Russland ja ein Rechtsstaat. Ein älterer Offizier gibt in einer Talkshow im russischen Staatsfernsehen den Vernünftigen. Sein Gegenüber, ein bekannt wortgewaltiger Politik-Experte, scherzt dagegen freimütig, ob man die „Söldner“ nicht lieber vierteilen sollte.
Urteil gefällt
Es ist ein Gerichtsverfahren unter zweifelhaften Umständen, in einem zweifelhaften staatsähnlichen Gebilde, das in Russland für solche Diskussionen – und im Westen für Entsetzen sorgt. Die Separatisten im Donbass-Gebiet haben das Todesurteil gegen drei Ausländer aus den Reihen der ukrainischen Armee gefällt. Es handelt sich um zwei Briten und einen Marokkaner, die bei der Einnahme der Stadt Mariupol gefangen genommen worden sind.
Das Oberste Gericht der sogenannten „Donezker Volksrepublik“ hatte zuvor Anklage wegen Söldnertums erhoben. Auch die Staatsanwaltschaft der Separatistenrepublik hatte gefordert, die Todesstrafe zu verhängen.
Terroristische Aktivitäten
Die Separatisten haben ein Video in russischen Staatsmedien veröffentlicht, auf dem die drei Männer hinter Gittern zu sehen sind. Es ist zu hören, wie sie ein Geständnis abgeben: „Wir haben ein Training absolviert, mit dem Ziel, terroristische Aktivitäten auszuüben“, außerdem hätten sie sich verschworen, „um an die Macht zu kommen“. Beides also Aktivitäten, für die in Russland die Todesstrafe verhängt werden kann. Laut ukrainischen Angaben waren die drei Mitglieder einer regulären Armeeeinheit. Daher müssten die Regeln der Genfer Konvention für Kriegsgefangene gelten. Russland dagegen betrachtet sie als Söldner, die nicht unter die Konvention fallen würden.
Georgische Legion
Tatsächlich sind die meisten ausländischen Kämpfer in der Ukraine Teil der sogenannten „Georgischen Legion“. Deren Kommandant, Mamuka Mamulaschvili, hat mit seiner Einheit einen Vertrag mit den ukrainischen Streitkräften, unter deren Kommando seine Truppe operiert.
Dazu kommen diverse andere „Internationale Legionen“, deren Gründung zwar von Präsident Zelenskij persönlich genehmigt wurde, deren Rolle im Kriegsgeschehen aber unklar bleibt.
Aus dem Baltikum
Die meisten fremden Kämpfer kommen aus ehemaligen Sowjetrepubliken wie etwa den drei baltischen Republiken. Aber auch US-Amerikaner, Kanadier, Polen und vor allem Briten sind darunter. Die britische Außenministerin Liz Truss hat schon kurz nach Kriegsbeginn ihre Unterstützung für alle Briten erklärt, die in den Krieg in der Ukraine ziehen würden.
Insgesamt, so hat die ukrainische Armeeführung verlautbart, kämpfen mehr als 20.000 Ausländer auf der Seite der Ukraine. Aus dem Westen kommen meistens professionelle Soldaten, die bereits Kampferfahrung haben, etwa aus Einsätzen in Afghanistan, oder dem Irak. Ausrüstung und Bewaffnung aber, beklagt ein britischer Kämpfer gegenüber der Times, sind weiterhin katastrophal: „All das Gerede von der großen Unterstützung aus den USA – da musst du schon sehr genau schauen, um nur einen Dollar davon hier zu finden.“
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