Nach Nobelpreisträger Liu auch Schwager in Haft

Das Urteil wird von vielen als Vergeltungsaktion gesehen. Eine Delegation der EU äußerte sich „tief besorgt“.

Der chinesische Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo ist seit 2009 in Haft – und damit erfolgreich mundtot gemacht. Seine Frau Liu Xia steht zwar seit 2010 unter Hausarrest, die mutige Frau findet aber immer wieder einen Weg, um mit Journalisten und Aktivisten Kontakt aufzunehmen. Und eben das, vermuten Freunde der Familie, dürfte jetzt ihrem Bruder zum Verhängnis werden: Als Vergeltungsaktion habe ein Pekinger Gericht ihn am Sonntag zu elf Jahren Haft verurteilt. In der offiziellen Anklage des Gerichts wird Liu Hui vorgeworfen, seinen Arbeitgeber bei einem Immobiliengeschäft betrogen zu haben.

Seine Schwester Liu Xia (53), die an der Urteilsverkündung teilnehmen durfte, kämpfte erfolglos um Fassung. Weinend warf sie den Behörden vor, ihre Verwandschaft zu verfolgen. „Dieses Land muss verrückt geworden sein.“ Aus dem Auto schrie sie Journalisten zu: „Schaut euch diese Situation an. Das schadet meiner ganzen Familie.“

Die Delegation der EU in China äußerte sich „tief besorgt“ über das Urteil und mutmaßt ebenfalls einen Zusammenhang mit Liu Xias Widerstandsgeist. Ihr Hausarrest sei illegal, außerdem müsse sie ihren Bruder im Gefängnis besuchen dürfen.

Ihr Mann wird trotz weltweiter Proteste in einem Gefängnis in Nordostchina festgehalten. Der 57-jährige Friedensnobelpreisträger war 2009 wegen „Untergrabung der Staatsgewalt“ zu elf Jahren Haft verurteilt worden. 2010 verlieh das Nobelkomitee dem Mitverfasser der „Charta 08“ für Demokratie und Menschenrechte in China den Friedensnobelpreis. Bei der Verleihung blieb sein Sessel demonstrativ leer.

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