Nach 20 Jahren einigten sich EU und Mercosur auf Handelspakt

Die EU nimmt sich für die nahe Zukunft einiges vor
Abbau von Zöllen soll Exporte ankurbeln. Kritiker warnen vor der Folgen für Umwelt und Landwirtschaft.

Die letzten offenen Punkte konnten nun doch rascher geklärt werden als erwartet: Fast 20 Jahre nach dem Beginn der Verhandlungen haben sich die Europäische Union (EU) und der südamerikanische Wirtschaftsblock Mercosur am Freitagabend auf ein umfassendes Handelsabkommen verständigt.

Die  Grundsatzeinigung sei „ein historischer Moment“ schrieb EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker auf Twitter . Durch die Einigung werde der Zugang der Exporteure aus den Mercosur-Staaten zum EU-Markt verbessert, teilte das argentinische Präsidialamt  nach der Einigung mit.

Weitere Details wurden zunächst nicht genannt. Das Handelsabkommen mit Mercosur wäre das größte, das die EU jemals vereinbart hat. Bisher war dies das Abkommen mit Japan, das am 1. Februar in Kraft trat. Durch den Abbau von Zöllen und anderen Handelshemmnissen soll der Warenaustausch zwischen den Kontinenten deutlich angekurbelt werden.

Die Exporte von EU-Unternehmen in die vier Mercosur-Staaten Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay beliefen sich 2018 auf rund 45 Milliarden Euro. In die andere Richtung waren es Ausfuhren im Wert von 42,6 Milliarden Euro.

750 Millionen Menschen

Der Staatenbund Mercosur (übersetzt: Gemeinsamer Markt Südamerikas) ist mit einer Bevölkerung von mehr als 260 Millionen Menschen einer der großen Wirtschaftsräume der Welt. Die EU hat mehr als 512 Millionen Einwohner. Die Verhandlungen mit den Mercosur-Ländern hatten schon 1999 begonnen, stockten jedoch immer wieder. Seit dem Amtsantritt des neuen brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro kam jedoch neue Dynamik auf.

Umstrittener Deal

Umstrittenster Punkt sind  die Agrarimporte. Europäische Viehzüchter fürchten  massiven Druck auf die Rindfleischpreise durch mehr Einfuhren aus Südamerika. Die Mercosur-Länder  gehören  zu den weltgrößten Produzenten von Rindfleisch und Sojabohnen. Beide Güter machen den  Löwenanteil der Exporte in die EU aus – und gelten als große Klimakiller.  Durch Rodungen von Regenwäldern wird immer wieder Platz für neue Agrarflächen gewonnen.

Der Einsatz von Pestiziden und Gentechnik ist die Regel, was Umweltschützer auf die Palme bringt. In Österreich übten am Freitag Agrarier, Grüne, SPÖ und Gewerkschafter   Kritik  am Handelsdeal. Bauernvertreter wandten sich in einem offenen Brief an die EU. Laut Studie exportierte Österreich 2016 im Agrarsektor rund 40 Mio. Euro in die Mercosur-Staaten, vor allem Energy Drinks. Dem gegenüber standen Agrarimporte aus Mercosur von rund 160 Mio. Euro. 

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