UNO-Ermittler enthüllen: Auch Kinder wurden in diesem Land gefoltert

FILE PHOTO: Soldiers of Kachin Independence Army man their position at front line near Mai Ja Yang in Kachin state
Seit dem Militärputsch 2021 in Myanmar gibt es laut UNO Beweise für systematische Folter durch Sicherheitskräfte. Auch Kinder wurden gefoltert.

Zusammenfassung

  • UNO-Ermittler berichten über systematische Folter durch Myanmars Sicherheitskräfte seit dem Militärputsch 2021, auch Kinder sind betroffen.
  • Der Bericht des IIMM basiert auf über 1.300 Quellen und dokumentiert Misshandlungen wie Schläge, Elektroschocks und Strangulationen.
  • Die Militärregierung bestreitet die Vorwürfe, plant aber eine Wahl im Dezember und steht weiterhin wegen Menschenrechtsverletzungen in der Kritik.

Gut vier Jahre nach dem Militärputsch in Myanmar haben die Vereinten Nationen (UNO) nach eigenen Angaben Beweise für systematische Folter durch die Sicherheitskräfte des Landes. 

Einige der mitunter hochrangigen Täter konnten identifiziert werden, wie UNO-Ermittler am Dienstag in Genf mitteilten. Einem Bericht des Unabhängigen Ermittlungsmechanismus für Myanmar (IIMM) zufolge waren Opfer Schlägen, Elektroschocks, Strangulationen und anderen Foltermethoden ausgesetzt.

Systematische Folter in Myanmar: Auch Kinder unter Gefolterten

Einigen seien Fingernägeln mit einer Zange entfernt worden. Unter den Gefolterten seien auch Kinder gewesen, die oft stellvertretend für ihre nicht auffindbaren Eltern inhaftiert würden.

"Wir haben erhebliche Beweise aufgedeckt, einschließlich Zeugenaussagen, die systematische Folter in Hafteinrichtungen in Myanmar belegen", sagte IIMM-Leiter Nicholas Koumjian. Ein IIMM-Sprecher lehnte es ab, Namen identifizierter Täter zu nennen, da die Ermittlungen andauerten. Der IIMM-Bericht stellt zudem fest, dass es sowohl durch Sicherheitskräfte als auch durch bewaffnete Oppositionsgruppen standrechtliche Hinrichtungen gegeben habe.

Myanmar: Bürgerkrieg seit Militärputsch 2021

Myanmar ist in einen Bürgerkrieg versunken, nachdem die Militärs 2021 die demokratisch gewählte Regierung unter Führung der Nobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi gestürzt hatten. Soldaten bekämpfen mehrere Aufstände im Landesinneren, weite Gebiete werden von Rebellen beherrscht. Der UNO zufolge wurden Zehntausende Menschen willkürlich festgenommen. Mit den Verhaftungen soll die Opposition mundtot gemacht werden, aber auch die Rekrutierung von Soldaten vorangetrieben werden.

Ein Sprecher der vom Militär gestützten Regierung reagierte zunächst nicht auf eine Bitte um Stellungnahme zu dem Bericht der UNO. Deren Erkenntnisse beziehen sich auf den Zeitraum von einem Jahr bis zum 30. Juni und beruhen auf Informationen aus mehr als 1.300 Quellen. Dazu zählen Aussagen Hunderter Augenzeugen sowie Beweise, Dokumente und Fotos.

Militärregierung bestreitet Gräueltaten: Wahl im Dezember geplant

Die Militärregierung hat in der Vergangenheit Gräueltaten bestritten und macht "Terroristen" für Unruhen im Land verantwortlich. Erst im Juli beendete Juntachef Min Aung den vierjährigen Ausnahmezustand und kündigte im Vorfeld einer geplanten Wahl die Bildung einer neuen Regierung an, mit ihm selbst als kommissarischem Präsidenten.

Der 2018 gebildete IIMM untersucht Menschenrechtsverletzungen in Myanmar seit 2011, darunter auch die Verbrechen an der muslimischen Minderheit der Rohingya im Jahr 2017.

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