NSU-Prozess bis Mitte Mai unterbrochen

epa03689307 Accused Beate Zschaepe (l) arrives for the start of her trial at the Higher Regional Court in Munich, Germany, 06 May 2013. Accused neo-Nazi terrorist Beate Zschaepe went on trial in Munich 06 May for her involvement in a series of racially motivated murders, bombings and robberies committed by an extreme right-wing underground group, the National Socialist Underground (NSU). The 38-year-old Zschaepe faces charges of being a founding member of a terrorist organization along with arson and attempted murder. The NSU group is believed to have carried out the execution-style murders of eight Turkish immigrants and one Greek man as well as a German policewoman over a period of seven years. EPA/PETER KNEFFEL
In Deutschland startete am Montag der Jahrhundertprozess. Die Rechtsextreme Zschäpe wird zu den Morden schweigen.

Ohne Handschellen, mit eng vor der Brust verschränkten Armen, flankiert von einer Schar Polizisten betritt Beate Zschäpe Montagfrüh den Gerichtssaal in München. Die 38-jährige Rechtsextremistin macht kurz einen Blick in den Saal, wo schon Angehörige der Opfer – 77 treten auch als Nebenankläger auf – Anwälte und Beobachter warten. Sie dreht sich um und kehrt ihnen bis zum Prozessbeginn den Rücken zu.

Als Nebenangeklagte müssen sich vier Männer verantworten, etwa für die Organisation der Waffen. Doch es ist Zschäpe, die sich dem Leid, der Wut und den Fragen der Angehörigen stellen wird müssen – nicht heute, aber im Laufe des Verfahrens, das bis zu zweieinhalb Jahre dauern könnte. Antworten auf die quälenden Fragen der Hinterbliebenen wird Zschäpe wohl keine geben. Sie werde schweigen, so ihre Anwälte.

Der erste Prozesstag beginnt unter enormen Medieninteresse. Viele Reporter, die bei der pannenhaften Platzvergabe leer ausgegangen waren, stellten sich schon in der Nacht für einen der raren Plätze im Saal an. Zwei Türkinnen wollen ins Gebäude stürmen. Polizisten stoppen die wütenden Frauen.

NSU-Prozess bis Mitte Mai unterbrochen
Chief Judge Manfred Goetzl stands in the court before the start of the trial of Beate Zschaepe, a member of the neo-Nazi group National Socialist Underground (NSU), in Munich May 6, 2013. The surviving member of NSU blamed for a series of racist murders that scandalised Germany and shamed its authorities goes on trial on Monday in one of the most anticipated court cases in recent German history. The trial in Munich will focus on 38-year-old Zschaepe, who is charged with complicity in the murder of eight Turks, a Greek and a policewoman between 2000-2007, as well as two bombings in immigrant areas of Cologne, and 15 bank robberies. REUTERS/Michael Dalder (GERMANY - Tags: POLITICS CRIME LAW)
Im Saal wird der Prozess bereits nach wenigen Minuten unterbrochen: Zschäpes Anwälte protestieren, weil sie auf Waffen untersucht wurden, und stellen einen Befangenheitsantrag gegen Richter Manfred Götzl. Das Oberlandesgericht München beschließt, später zu entscheiden. Auch danach geht es nur schleppend weiter. Schließlich wird der Prozess bis 14. Mai unterbrochen.

Schwarze Luftballons

NSU-Prozess bis Mitte Mai unterbrochen
epa03689245 A Turkish woman who tried forcibly to enter the court building is arrested by police in Munich, Germany, 06 May 2013, before the start of the trial of an alleged member of a German neo-Nazi cell. Accused neo-Nazi terrorist Beate Zschaepe goes on trial in Munich 06 May for her involvement in a series of racially motivated murders, bombings and robberies committed by an extreme right-wing underground group, the National Socialist Underground (NSU). The 38-year-old Zschaepe faces charges of being a founding member of a terrorist organization along with arson and attempted murder. The NSU group is believed to have carried out the execution-style murders of eight Turkish immigrants and one Greek man as well as a German policewoman over a period of seven years. EPA/STEPHAN JANSEN
Vor dem Gericht steigen Hunderte schwarze Luftballons auf. Gruppen, auch aus der Türkei,trauern und demonstrieren gegen Rassismus, gegen das Versagen der Ermittler. Kanzlerin Merkel verspricht, dass die politische Aufarbeitung der Morde weitergehen wird. Es müssten entsprechende Schlussfolgerungen gezogen werden, „damit sich das nie wiederholen kann“. Dafür werde sie weiter arbeiten, betont sie.

Zehn Morde, davon neun an türkisch- und griechischstämmigen Menschen, zwei Bombenanschläge sowie Banküberfälle werden der Ostdeutschen Zschäpe angelastet. Sie gibt sich vor Gericht im schwarzen Hosenanzug mit weißer Bluse betont ruhig, friedlich, harmlos. Ihr droht lebenslange Haft, ihre Komplizen der rechtsradikalen Terrorzelle „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU), Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos, die alle Morde ausgeführt haben sollen, töteten sich im November 2011 vor ihrer Ergreifung.

Zuvor gab es unzählige Fehler und Pannen der Ermittler, denen Kritiker vorwerfen, auf dem rechten Auge blind zu sein. Nur durch Zufall kam man der NSU auf die Spur. Ihre Opfer sind, abgesehen von einer deutschen Polizistin und einem Schichtarbeiter, Kleinunternehmer. Die Angehörigen mussten nicht nur den Tod ihrer Männer, Väter, Brüder verkraften, sondern auch erleben, dass die Polizei gegen die Getöteten ermittelte; ihnen Mafia-Verbindungen oder Drogenhandel unterstellte. Der Boulevard schrieb von „Döner-Morden“. Die Angehörigen zürnten: „Sie sind keine Döner, sie sind Menschen und haben Namen.“

Enver Şimşek (38): Der Blumenhändler ist 2000 in Nürnberg das erste NSU-Opfer.

NSU-Prozess bis Mitte Mai unterbrochen
Semiya Simsek, daughter of NSU victim Enver Simsek, speaks with her lawyer Stephan Lucas (L) in the courthouse before the start of the trial in Munich May 6, 2013. The surviving member of NSU blamed for a series of racist murders that scandalised Germany and shamed its authorities goes on trial on Monday in one of the most anticipated court cases in recent German history. The trial in Munich will focus on 38-year-old Zschaepe, who is charged with complicity in the murder of eight Turks, a Greek and a policewoman between 2000-2007, as well as two bombings in immigrant areas of Cologne, and 15 bank robberies. REUTERS/Michael Dalder (GERMANY - Tags: POLITICS CRIME LAW)
„Er hatte schwarze Haare, dunkle Augen. Nur weil man ihm ansehen konnte, dass er kein Deutscher war, wurde er erschossen“, sagt seine Tochter Semiya Şimşek. Die 27-jährige Schwangere ist beim Prozessauftakt dabei.

Abdurrahim Özüdoğru (49):Der Siemens-Schichtarbeiter stirbt 2001 in Nürnberg durch drei Kopfschüsse .

Süleyman Taşköprü (31): Der Obsthändler, Vater einer Dreijährigen, stirbt in Hamburg im Geschäft des Vaters.

Habil Kılıç (38):Er wird 2001 in München in seinem Obstgeschäft erschossen.

Mehmet Turgut (25): In Rostock wird er 2004 bei einem Döner-Stand getötet.

İsmail Yaşar (50): Fünf Schüsse strecken ihn 2005 in Nürnberg in seinem Döner-Kebap-Imbiss nieder.

Theodoros Boulgarides (41):In seinem Schlüsseldienst in München wird der zweifache Vater 2005 erschossen.

Mehmet Kubaşık (39): Der dreifache Familienvater wird 2006 in seinem Kiosk in Dortmund ermordet.

Halit Yozgat (21): Er wird 2006 in Kassel in seinem Internetcafé erschossen.

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Journalists surround Semiya Simsek and her brother
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Zschaepe, a member of the neo-Nazi group National
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Zschaepe, a member of the neo-Nazi group National
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GERMANY ZSCHAEPE TRIAL
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Adile Simsek, widow of NSU victim Enver Simsek, si
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Journalists and visitors queue early morning in fr
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Police officers stop a Turkish woman who wanted to
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Protesters hold placards in front of a courthouse,
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A protester holds a placard in front of a courthou
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GERMANY NSU TRIAL

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