Russland startet Truppenübungen
Transnistrien in Stichworten: Lang, schmal, winzig, eingequetscht zwischen Ukraine und Moldau, eine halbe Million Einwohner, de facto unabhängig, aber nicht anerkannt (auch nicht von Moskau) – dafür aber zur Gänze abhängig von russischem Geld. Und: Moskau hat Truppen in Transnistrien – stationiert als Friedenstruppen infolge des Krieges (1992) im Zuge der Trennung von Moldau. Heute ist Transnistrien Modellfall eines "eingefrorenen Konflikts", wie er der Ostukraine blühen könnte. Nur wirkt er dieser Tage nicht so "eingefroren". Denn die Friedenstruppe trainieren Dinge wie: Die Abwehr tieffliegender Jets oder den Kampf gegen Panzer und feindliche Artilleriestellungen.
Nach mehr als zwei Jahrzehnten praktisch absoluter Ruhe kommt dem russischen Kontingent in Transnistrien (offiziell 1500 Mann) nach Annexion der Krim und dem Krieg in der Ostukraine mit einem Mal große Bedeutung zu – für Russland als auch für die Ukraine und Moldau.
Vor allem die Ukraine zog zuletzt Verbände entlang der Grenze zu Transnistrien zusammen. Die Angst Kiews: Ein gezielter russischer Schlag in Richtung Odessa – etwas, das Militärstrategen aber praktisch ausschließen. Ein Thema für die angrenzende Region ist vielmehr das Einsickern von pro-russischen Agitatoren und Protestpersonal für Massenkundgebungen oder Ausschreitungen. An der Grenze wird von ukrainischer Seite daher entsprechend kontrolliert. Nach wie vor aber fließt der Verkehr. So ist die Straße von Moldaus Hauptstadt Chisinau über Transnistriens Hauptstadt Tiraspol nach Odessa weiterhin Hauptroute in beide Richtungen, obwohl es eine Alternative an Transnistrien vorbei gäbe. Moskau aber spricht von einer Blockade. Russische Stellen versprechen Unterstützung. In russischen wie transnistrischen Medien heißt es indes, USA und NATO planten einen Angriff. Tiraspol appellierte in Folge an Russland, aktive Schritte zu unternehmen.
Vor allem die Krim-Annexion hatte in Transnistrien Hoffnungen auf einen Anschluss an Russland laut werden lassen. Moskau hat das bisher demonstrativ überhört. Vor allem aber die Ernennung von Georgiens Ex-Präsident Saakaschwili zum Gouverneur der Region Odessa hat dem Konflikt neuen Schwung gegeben und vor allem in Transnistrien Wellen geschlagen. Die Pridnestrowaja Prawda nannte sie eine "Kriegserklärung". In Moldau indes könnten nach dem Rücktritt des pro-europäischen Premiers wegen einer Plagiatsaffäre Neuwahlen ins Haus stehen, die einen Moskau genehmen Machtwechsel bringen könnten.
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