Michelle vs. Ann: Superfrau gegen super Hausfrau

Michelle vs. Ann: Superfrau gegen super Hausfrau
Im US-Wahlkampf werden auch die potentiellen First Ladies genau beäugt. Soviel schon jetzt: Gemeinsamkeiten haben sie eigentlich keine.

Michelle Obama und Ann Romney sind zwei gegensätzliche Charaktere mit ganz unterschiedlichen Familiengeschichten. Die aktuelle First Lady der USA wirkt wie eine Superfrau, bringt Kinder und Karriere scheinbar problemlos unter einen Hut. Sie bedient dabei mindestens soviele Klischees wie ihre Konkurrentin um den Job als First Lady, Ann Romney, die die konservative Hausfrau und Mutter markiert. Grund genug für eine Gegenüberstellung.

 

South Side und wohlhabender Vorort

Michelle vs. Ann: Superfrau gegen super Hausfrau

Die First Lady ist eine der wichtigsten Unterstützerin des ersten afroamerikanischen Präsidenten der US-Geschichte. Sie besticht durch Bildung, Rhetorik und Kleidungsstil. Geboren wurde Michelle LaVaughn Robinson Obama am 17. Januar 1964 in Chicago im US-Bundesstaat Illinois. Sie bezeichnet sich selber als Verkörperung des amerikanischen Traums. Obama kommt aus einer Arbeiterfamilie und wuchs in sehr bescheidenen Verhältnissen in Chicagos South Side auf, dem Armenviertel der Stadt.

Michelle vs. Ann: Superfrau gegen super Hausfrau

Ann Romney (geboren als Ann Lois Davies am 16. April 1949) wirkt auf den ersten Blick wie ein Aushängeschild für das traditionelle Familienbild der US-Republikaner. Die Gattin von Mitt Romney gibt sich als Hausfrau und Mutter aus Überzeugung. Im Gegensatz zu Michelle Obama kommt sie aus einem gutsituierten Elternhaus. Ihr Vater führte ein Industrieunternehmen und war Bürgermeister von Bloomfield Hills, einem wohlhabenden Vorort von Detroit in Michigan.

Highschool-Sweetheart und Juristin

Allein die Kennenlern-Geschichte von Mitt und Ann Romney wirkt wie aus einer kitschigen US-Teenie-Romanze entsprungen. Beide kannten sich seit der Volksschule, später gingen sie in Bloomfield Hills auf getrennte Schulen für Burschen und Mädchen. Zu dieser Zeit verliebte sich der zwei Jahre ältere Mitt in Ann Davies. Hartnäckig warb Teenager Mitt um seine künftige Frau. Als er sein Studium an der Uni Stanford in Kalifornien begann und dort das Entstehen der Hippie-Bewegung miterlebte, musste Ann noch die High School in Michigan beenden. So oft es ging, flog er in die Heimat zurück. Während Mitt dann zweieinhalb Jahre als Missionar in Frankreich lebte, hielten sie Briefkontakt. In dieser Zeit trat Ann zum mormonischen Glauben über, begleitet von Familie Romney. Nach Mitts Rückkehr in die USA heiratete das Paar im Frühjahr 1969.

Durch Intelligenz und Disziplin schaffte Michelle Obama den Sprung an die Eliteuniversitäten Princeton und Harvard und studierte erfolgreich Rechtswissenschaften. Die Juristin Michelle Robinson lernte Barack Obama kennen als dieser eine Praktikantenstelle in jener Anwaltskanzlei übernahm, in der auch sie nach Abschluss ihres Studiums 1988 arbeitete. Die Hochzeit folgte im Oktober 1992.

Hausfrau gegen Besserverdienerin

Die Rollen im Hause Romney waren von Anfang an klar verteilt. Als ihr Mann an die Eliteuni Harvard an der Ostküste wechselte, ging Ann Romney mit und unterbrach ihr Studium an der Mormonen-Universität Brigham Young University in Utah. Sie holte später ihren Bachelor-Abschluss nach. Während Mitt die Investmentfirma Bain Capital aufbaute und später nach politischer Verantwortung strebte, erzog Ann die zwischen 1970 und 1981 geborenen Söhne Tagg, Matt, Josh, Ben und Craig. Mittlerweile ist die 63-Jährige 18-fache Oma.

Zuerst war Michelle Obama wenig begeistert von den Präsidentschaftsambitionen ihres Mannes. Sie fürchtete, ihre Töchter (Malia Ann (geb. 1998) und Natasha (genannt Sasha, geb. 2001)) allein aufziehen zu müssen. Drei Monate nach Ankündigung der Präsidentschaftskandidatur ihres Mannes unterbrach Michelle Obama ihre berufliche Karriere –als Krankenhausmanagerin in Chicago verdiente sie mehr Geld als ihr Mann im Senat - und verpflichtete sich dem Wahlkampf ihres Mannes.

Chief Family Officer gegen oberkommandierende Mutter

In einer Biographie steht, dass der Finanzinvestor Ann Romney gerne in seinem Business-Jargon als Chief Family Officer bezeichnet, zu Deutsch: oberste Familienmanagerin. Der Republikaner beschreibt seine Frau als "echten Champion und eine Kämpferin". Ann erkrankte Ende der 1990er Jahre an Multipler Sklerose, bekam die Krankheit aber in den Griff. Im Kampf gegen das Fortschreiten von MS soll ihr vor allem das Reiten sehr geholfen haben. Vor drei Jahren stellten Ärzte bei ihr Brustkrebs im Frühstadium fest.

Kurz vor ihrem Einzug ins Weiße Haus 2009 beschrieb Michelle Obama ihre Aufgabe als "oberkommandierende Mutter", die den Kindern Halt bietet. In den Wahlkampfjahren vor 2008, sah sie ihre wichtigste Aufgabe in der Erziehung der beiden Töchter, Sasha und Malia. Ihre eigene Erfahrung als arbeitende Mutter hat ihre politischen Ansichten geprägt.

An der Seite ihrer Männer

Obwohl sie die meiste Zeit zu Hause geblieben ist, macht Ann Romney im Scheinwerferlicht eine souveräne Figur. Während ihrem Mann nachgesagt wird, er wirke oft wie ein Politikroboter, strahlt sie sympathische Natürlichkeit aus. Die Politikwebsite Politico schrieb, Ann Romney biete den Wählern ein "Fenster in den Charakter ihres Mannes". Böse Zungen wiederum sehen sie als "Stepford Wife". Ihre Rede am Parteitag der US-Republikaner in Tampa bei der sie "über Liebe" reden wollte, wurde gemischt aufgenommen. Als First Lady würde sie - ähnlich wie schon als First Lady von Massachusetts - sich karitativen Einrichtungen widmen. 

Michelle vs. Ann: Superfrau gegen super Hausfrau

Michelle Obama spricht dagegen nicht nur über Liebe und Familie und hält sich politisch nicht zurück. Im Wahlkampf 2008 reiste sie als Rednerin für ihren Mann durchs ganze Land, ihre Überzeugungen trägt sie engagiert und rhetorisch geschliffen vor. Politisch bilden die beiden ein Team. In der Administration ihres Mannes widmet sie sich vor allem Agenden rund um die amerikanische Jugend. dabei engagiert sie sich vor allem für gesunde Ernährung und im Kampf gegen Fettleibigkeit und mehr Sport.

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