Michelle Obama: Der Lichtblick im US-Wahlkampf

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Die First Lady sorgt im Wahlkampf der kleineren Übel Clinton und Trump für die positivsten Momente - und schon spekulieren US-Medien, wohin die Reise für Michelle Obama noch gehen könnte. Vielleicht sogar ins Weiße Haus?

First Lady - der Amtsbonus ist quasi schon im Titel begründet. Scheidende Präsidenten und deren Gattinnen dürfen sich traditionell über hervorragende Umfragewerte freuen. Das war bei Laura Bush so, das war bei Rosalynn Carter so - und das ist auch bei Michelle Obama so. Nur Hillary Clinton war nach den acht Jahren ihres Mannes im Amt nicht mehr besonders wohlgelitten (ein Umstand, der sich bis heute nicht sonderlich geändert hat - dazu später).

Bei Michelle Obama ist das dieser Tage aber noch einmal etwas anderes. Die 52-Jährige stellt mit ihrer brillanten Wahlkampfhilfe für Hillary Clinton selbst ihren Mann in den Schatten. So sehr, dass sich viele US-Medien schon fragen: Sehen wir da gerade der nächsten US-Präsidentin beim Warmwerden zu?

Das Zeug dazu hätte Michelle Obama jedenfalls. Darüber sind sich inzwischen selbst Kritiker einig, die der First Lady lange vorwarfen sich nicht genug, oder für die falschen politischen Themen zu engagieren.

"Zu verbissen" urteilten viele Kommentatoren zu Beginn der Amtszeit ihres Mannes. Sogar das Stereotyp der "angry black woman" wurde bemüht. Das Magazin New Yorker zeigte sie als Karikatur, mit riesigem Afro und Panzerfaust. Michelle Obama reagierte, schaltete zurück, zeigte sich mehr mit ihren Kindern, verschrieb sich lieber ihrer "Let’s Move" Kampagne und dem Kampf gegen Fettleibigkeit bei Kindern. Diesmal waren es die Feministinnen, die sich beschwerten. Von der taffen Erfolgsanwältin hätte man sich doch einen anderen politischen Schwerpunkt erwartet, hieß es da. In einem Politico-Artikel wurde Michelle Obama gar als "feministischer Albtraum", die sich lieber als "Mom in Chief" in Szene setze, tituliert.

Mit Trump zur Höchstform

Aus und vergessen. Michelle Obama traut sich wieder etwas - und hat rechtzeitig zum Wahlkampf das politisch sichere Terrain des Engagements für Kinder erweitert. Bereits Anfang des Sommers ließ sie mit einer sehr persönlichen Rede vor Studenten einer Abschlussklasse in New York aufhorchen. Ihre Vorfahren seien Sklaven gewesen, nun beobachte sie als First Lady vom Weißen Haus aus, "das Sklaven erbaut haben", wie ihre Töchter - "zwei schöne, intelligente, schwarze junge Frauen" dort auf dem Rasen mit ihren Hunden spielen, sagte sie damals. So weit hätte es Amerika gebracht. Barack Obama habe dafür gesorgt, dass junge Afroamerikaner (und auch junge Latinos) nun wüssten, dass ein US-Präsident nicht zwingend weiße Hautfarbe haben muss. Schon damals galt die Anekdote auch dem Republikanischen

http://www.faz.net/aktuell/politik/wahl-in-amerika/michelle-obama-koennte-in-die-fussstapfen-von-barack-treten-14493487.html

Spätestens seit sie in einer leidenschaftlichen Rede über Frauenrechte die bisher souveränste Antwort auf Donald Trumps unerträglichen Sexismus gefunden hat, gilt Michelle Obama als Frau der Zukunft. Ihre Rede in New Hampshire, in der sie – für europäische Ohren ungewohnt zittrig ergriffener Stimme – zunächst über ein Treffen mit jungen Mädchen im Weißen Haus erzählte. "Man kann eine Gesellschaft daran messen, wie sie ihre Frauen und Mädchen behandelt.“ Amerika dürfe Donald Trumps frauenfeindliche Bemerkungen deshalb nicht als bedauerliche Entgleisung abtun. Es stelle sich eine grundlegende Frage: "Was für einen Typ Mensch wollen die Amerikaner im Weißen Haus sehen?"

Verständlich, dass es da schwierig ist, seinen eigenen Stil zu finden. Michelle Obama fand ihn gerade noch rechtzeitig. Und das Rezept ist simpel: Ihre persönliche Lebensgeschichte. Ihre Vorfahren seien Sklaven gewesen, nun beobachte sie als First Lady vom Weißen Haus aus, "das Sklaven erbaut haben", wie ihre Töchter - "zwei schöne, intelligente, schwarze junge Frauen" dort auf dem Rasen mit ihren Hunden spielen, sagte sie in einer Rede vor Studenten einer Abschlussklasse in New York Anfang Juni dieses Jahres. Es war der erste einer Reihe von Auftritten mit denen sich Michelle in die Herzen der Amerikaner – oder jedenfalls der Demokraten – redete.

Mit ihren emotionalen Rede für Frauenrechte lieferte sie die bisher souveränste Antwort auf Donald Trumps unerträglichen Sexismus ab. Seitdem gilt Michelle Obama als Frau der Zukunft. Während Hillary Clinton getrost als eine der unbeliebtesten Kandidaten bezeichnet werden kann, die sich jemals um das Amt des US-Präsidenten beworben haben, verzeichnet Michelle Obama herausragende Popularitätswerte. Zwei Drittel der US-Amerikaner attestieren ihr hohes Ansehen. Gleichzeitig sagen 57 Prozent, sie hätten kein Vertrauen zu Clinton. Dass Trump gar 60 Prozent für ungeeignet halten, wird Wahl-Prognosen zufolge Hillarys Glück sein.

Lichtblick zwischen zwei Übeln

In der Wahl zwischen den zwei Übeln Trump und Clinton lässt es sich leicht glänzen. "When the go low, we go high" - wenn die anderen ihre schlechteste Seite zeigen, zeigen wir unsere beste. Es war Michelle Obama, die mit diesem Satz das Motto des demokratischen Wahlkampfs prägte. Das eigentliche Motto - "Stronger Together" - jener Frau, für die sich Obama aktuell in den Wahlkampf wirft, wirkt da geradezu schnöde.

Das Zeug zur Präsidentin. Wird Michelle Obama nach den Roosevelts, den Kennedys, den Bushs und den Clintons also die nächste amerikanische Familiendynastie begründen? Jedenfalls nicht, wenn es nach ihr geht.

Michelle Obama wurde in der Vergangenheit nicht müde zu betonen, dass Sie selbst kein politisches Amt anstrebe. Eine weitere Präsidentschaft würde sie ihren Töchtern nicht zumuten wollen, sagte sie einmal. Für sie ist Politik „ein dreckiges Geschäft“ – eine Erfahrung, die sie auch schon selbst machen musste.

Denn Michelle Obama war nicht immer die unumstritten beliebte, die souveräne First Lady, als die sie heute quer durch alle US-Medien gelobt wird. „Zu verbissen“ urteilten viele Kommentatoren zu Beginn der Amtszeit ihres Mannes. „Zu soft“, hieß es später.

Im ersten Präsidentschaftswahlkampf wurde sie ob ihres überzeugt-dominanten Auftretens als „Frau mit wütenden Augenbrauen“ diffamiert. Sogar das Stereotyp der „angry black woman“ wurde bemüht. Das Magazin New Yorker zeigte sie als Karikatur, mit riesigem Afro und Panzerfaust. „Ich hatte schlaflose Nächte deswegen“, sagte Michelle Obama dazu in einem Gespräch mit der New York Times vergangenes Jahr.

Also schaltete sie zurück, zeigte sich mehr mit ihren Kindern, verschrieb sich lieber ihrer „Let’s Move“ Kampagne und dem Kampf gegen Fettleibigkeit bei Kindern und verkündete - zu allem Überdruss für ihre Kritiker - bei der Oscarverleihung auch noch den besten Film 2013.

Diesmal waren es Feministinnen, die sich beschwerten. Von der taffen Erfolgsanwältin hätte man sich doch einen anderen politischen Schwerpunkt erwartet, hieß es da. In einem Politico-Artikel wurde Michelle Obama gar als „feministischer Albtraum“, die sich lieber als „Mom in Chief“ in Szene setze, tituliert.

Und in der Washington Post echauffierte sich der afroamerikanische Kolumnist Courtland Milloy über den den Oscar-Auftritt. „Sie sollte für einen Sitz im Supreme Court im Gespräch sein, keine Preise für Hollywood-Firlefanz überreichen."

"Ich war entweder zu laut oder zu wütend oder zu männlich. Oder ich war zu weich, zu sehr Mama, nicht genug Karrierefrau", sagte Michelle Obama.

Verständlich, dass es da schwierig ist, seinen eigenen Stil zu finden. Michelle Obama fand ihn gerade noch rechtzeitig. Und das Rezept ist simpel: Ihre persönliche Lebensgeschichte. Ihre Vorfahren seien Sklaven gewesen, nun beobachte sie als First Lady vom Weißen Haus aus, "das Sklaven erbaut haben", wie ihre Töchter - "zwei schöne, intelligente, schwarze junge Frauen" dort auf dem Rasen mit ihren Hunden spielen, sagte sie in einer Rede vor Studenten einer Abschlussklasse in New York Anfang Juni dieses Jahres. Es war der erste einer Reihe von Auftritten mit denen sich Michelle in die Herzen der Amerikaner – oder jedenfalls der Demokraten – redete.

Seit sie in einer leidenschaftlichen Rede über Frauenrechte die bisher souveränste Antwort auf Donald Trumps unerträglichen Sexismus gefunden hat, gilt Michelle Obama als Frau der Zukunft – auch wenn die zukünftige Präsidentin erst mal Hillary Clinton heißen könnte.

Vorläufiger Höhepunkt: Ihre Rede in New Hampshire, in der sie – für europäische Ohren ungewohnt zittrig ergriffener Stimme – zunächst über ein Treffen mit jungen Mädchen im Weißen Haus erzählte. „Man kann eine Gesellschaft daran messen, wie sie ihre Frauen und Mädchen behandelt.“ Amerika dürfe Donald Trumps frauenfeindliche Bemerkungen deshalb nicht als bedauerliche Entgleisung abtun. Es stelle sich eine grundlegende Frage: "Was für einen Typ Mensch wollen die Amerikaner im Weißen Haus sehen?"

Michelle Obama verkörpert derzeit wie keine zweite öffentliche Figur in den USA die Sehnsucht nach einer saubereren Politik. Nach einer moralischen Instanz durch Vorbildwirkung statt Zeigefinger. Nach einer positiven Vision Sondern dem Land den Weg in eine bessere Zukunft weist und Amerikas Ideale anspricht.

Die Rede war als Wahlkampfhilfe für Hillary Clinton gedacht – und doch verstimmen seitdem die Stimmen nicht, die Michelle Obama selbst im Amt der Präsidentin sehen wollen.

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