Merkel: Flüchtlingskrise "emotionalste Phase" ihrer Kanzlerschaft

Former German Chancellor Angela Merkel at the Berliner Ensemble
Die frühere deutsche Bundeskanzlerin relativiert aber: "Da hat mich mancher Konflikt um Corona mehr mitgenommen."

Für die deutsche Ex-Kanzlerin Angela Merkel ist die Zeit der Flüchtlingskrise rückblickend die "emotionalste Phase" ihrer Kanzlerschaft gewesen. "2015/2016 war es eine extrem anstrengende Zeit, in der ich aber innerlich sehr gefestigt war", sagte die CDU-Politikerin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Ihr Handeln im Jahr 2015 habe dem C im Namen ihrer Partei entsprochen sowie dem Artikel eins des deutschen Grundgesetzes. Das C in der CDU steht für christlich. Der Grundgesetz-Artikel eins verpflichtet zum Schutz der Würde des Menschen und enthält ein Bekenntnis zu den Menschenrechten.

Als im Spätsommer 2015 viele vor allem syrische Flüchtlinge über Ungarn und Österreich nach Deutschland kamen, entschied Merkel, die deutschen Grenzen nicht zu schließen. Einer ihrer bekanntesten Sätze fiel damals: "Wir schaffen das." Merkels Entscheidung war innerhalb der Union aber auch in der Gesellschaft umstritten. Mit dem damaligen CSU-Chef Horst Seehofer geriet sie danach beim Flüchtlingsthema immer wieder aneinander. Rückblickend sagte sie über diese Zeit und ihre Entscheidung nun dem RND: "Das sehe ich überhaupt nicht als Tiefpunkt. Da hat mich mancher Konflikt um Corona mehr mitgenommen."

Kritik aus Ostdeutschland

Ihre Flüchtlingspolitik stieß gerade auch in den ostdeutschen Bundesländern auf Kritik. Merkel hat selbst einen ostdeutschen Hintergrund und wuchs in der DDR auf. Allerdings vermied sie es während ihrer Kanzlerschaft weitgehend, zu stark darauf Bezug zu nehmen. "Man hätte mir vielleicht Befangenheit vorgeworfen", sagte sie dem RND und fügte hinzu: "Ich war Kanzlerin aller Deutschen, natürlich die ostdeutsche Kanzlerin aller Deutschen, und habe mich dabei um ein hohes Maß an Sachlichkeit bemüht."

In ihrer Rede zum Tag der Deutschen Einheit vergangenes Jahr hatte Merkel stärker Bezug auf ihre ostdeutsche Biografie genommen. Sie sagte nun, sie habe diese Rede in dem Wissen gehalten, dass sie das Amt bald verlassen werde. "Denn ich habe damit eine Verletzlichkeit gezeigt", sagte sie. "Vorher hatte ich sicher die Sorge, mich damit angreifbar zu machen."

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