Mehr als 150 Menschen von Bewaffneten in Nigeria verschleppt

Mehr als 150 Menschen von Bewaffneten in Nigeria verschleppt
Bewaffnete hätten im Bundesstaat Niger ein Dorf gestürmt und dort acht Menschen getötet und etwa 150 weitere aus ihren Häusern entführt.

Im Zentrum Nigerias sind bei erneuten Entführungen nach Behördenangaben mehr als 150 Menschen verschleppt worden.

Bewaffnete Angreifer hätten am Freitagabend im Bundesstaat Niger ein abgelegenes Dorf gestürmt und dort mindestens acht Menschen getötet und etwa 150 weitere aus ihren Häusern entführt, gab der Vorsitzende der örtlichen Regierung, Aminu Najume, am Montag gegenüber der Nachrichtenagentur AFP an.

Bewaffnete wüteten noch drei Stunden

Die Angreifer drangen demnach "auf 100 Motorrädern mit jeweils drei Männern" in das Dorf Kuchi ein. Sie hätten dort drei Stunden lang gewütet, ohne dass Hilfe eingetroffen sei, erklärte Najume weiter. Den nigerianischen Sicherheitskräften warf er Versagen vor. Ihm zufolge kommen die bewaffneten Angreifer meist aus dem benachbarten Bundesstaat Kaduna und kehren dann dorthin zurück.

Eine UNO-Quelle bestätigte die Zahl der Entführten. Die staatliche nigerianische Rettungsbehörde Sema berichtete von mehr als 100 Entführten.

Im Nordwesten und im Zentrum Nigeria sind Entführungen durch kriminelle Banden an der Tagesordnung. Diese haben es meistens auf Schulen, Dörfer oder Schnellstraßen abgesehen, wo sie rasch eine große Anzahl Menschen in ihre Gewalt bringen und anschließend Lösegeld für sie erpressen können.

Entführung von 276 Mädchen durch Boko Haram

Im Nordosten Nigerias verbreiten zudem die Islamisten-Miliz Boko Haram und die rivalisierende Jihadistenmiliz Islamischer Staat in Westafrika (ISWAP) Angst und Schrecken. Einige Jihadistenmilizen haben sich mittlerweile auch außerhalb der Region niedergelassen - unter anderem im Bundesstaat Niger.

Die Entführung von 276 Mädchen durch die Boko Haram am 14. April 2014 in der nigerianischen Kleinstadt Chibok hatte weltweit Entsetzen ausgelöst und die Aufmerksamkeit auf die Opfer des islamistischen Aufstands im Nordosten Nigerias gelenkt, durch den mehr als 40.000 Menschen getötet und über zwei Millionen vertrieben wurden.

Die häufigen Entführungen sind eine Herausforderung für die Regierung des nigerianischen Präsidenten Bola Ahmed Tinubu. Sie war angetreten mit dem Versprechen, etwas gegen die schlechte Sicherheitslage in Nigeria zu tun. Nach Angaben der nigerianischen Risikoberatungsfirma SBM Intelligence wurden seit Tinubus Amtsantritt im Mai vergangenen Jahres 4.777 Menschen als entführt gemeldet.

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