Soldaten des malischen Militärführers nahmen Premier Diarra mitten in der Nacht gewaltsam fest. Die Regierung trat daraufhin geschlossen zurück.
11.12.12, 06:42
Mali galt lange als eines der wenigen stabilen Länder Afrikas. Damit ist es endgültig vorbei. Mit der Erstürmung des Hauses von Premier Diarra und dem erzwungenen Rücktritt der gesamten
Regierung am Dienstag haben frühere Putschisten das politische Chaos in dem westafrikanischen Land verschärft. Diarra sprach in einer TV-Rede von der „schwierigsten Phase unserer Geschichte“.
Die Soldaten gaben an, sie handelten im Auftrag von Hauptmann Sanogo. Dieser war bereits am Putsch im März beteiligt gewesen, bei dem der langjährige Präsident Touré stürzte. Der Vorwurf damals: Die Regierung greife nicht entschlossen genug im Kampf gegen Islamisten und Tuareg-Rebellen im Norden des Landes durch.
Doch in dem Machtvakuum nach dem Putsch im März gelang es Tuareg-Rebellen und mit ihnen verbündeten Islamisten – denen Verbindungen zur
El Kaida nachgesagt werden – dann erst recht innerhalb weniger Tage, den gesamten Norden des Landes unter ihre Kontrolle zu bringen. Seitdem sind 350.000 Menschen geflohen. Islamisten zerstörten religiöse Heiligtümer in Timbuktu. Zwischen den Tuareg und den Islamisten kam es im Sommer zu massiven Spannungen und auch zu Kämpfen.
Die Militärs bestritten am Dienstag, dass es sich um einen neuerlichen Putsch handelt. Die Ursache für die militärische Intervention seien interne Konflikte gewesen, sagte ein Militärsprecher der deutschen Agenturdpa. Präsident Traore werde einen neuen Regierungschef ernennen. Der geplante internationale Militäreinsatz im Norden habe keine Rolle gespielt, sagte der Sprecher.
EU-Hilfe für Militär Premier Diarra ist ein klarer Befürworter der geplanten internationalen Friedenstruppe, die im Auftrag der UN gemeinsam mit den malischen Einheiten die Macht der Separatisten brechen soll. Auch die EU will Mali mit mehr als 200 Militärausbildnern und finanzieller Hilfe unterstützen. Angeblich wollen Militärs wie Sanogo zwar Hilfe jeder Art, aber der Militäreinsatz soll in nationaler Regie geführt werden.
Kommentare