Luxusreisen der Gewerkschafter

Vice Chairman of the Supervisory Board of ThyssenKrupp AG Bertin Eichler is pictured during a warning strike in the western city of Bochum January 27, 2012. ThyssenKrupp Deputy Chairman Bertin Eichler told workers he would only agree to a sale of the German steelmaker's stainless steel business to Finland's Outokumpu if the unit's sites and jobs were safeguarded. ThyssenKrupp and Outokumpu said this week they were in early talks over a stainless steel tie-up, moving towards the long-awaited consolidation of a sector that has struggled to battle overcapacity and cheap Chinese imports. REUTERS/Ina Fassbender (GERMANY - Tags: CIVIL UNREST BUSINESS COMMODITIES POLITICS EMPLOYMENT)
Geschenke für Aufsichtsratsmitglieder „waren damals so üblich“ – erster Rücktritt.

Es sei nicht alles richtig, was zulässig sei und üblich war. Bertin Eichler, der wegen Erster-Klasse-Flüge auf Firmenkosten in die Kritik geratene stellvertretende Aufsichtsratschef von Thyssen-Krupp wird 2013 nicht mehr bei der Wahl der Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat kandidieren. „Den Vorwurf, durch diese Reisen sei meine Aufsichtsratstätigkeit vom Unternehmen beeinflusst worden, weise ich entschieden zurück,“ sagt der IG-Metall-Gewerkschafter. Fünf Luxusreisen deckte das Handelsblatt auf. China, Thailand, Kuba, die USA und Rio de Janeiro standen auf dem Programm der Gewerkschafter-Gruppenreisen. Der durch Krisen gebeutelte Thyssen-Krupp-Konzern ließ seine Arbeitnehmervertreter zwar auch zu Werksbesichtigungen antreten, doch sonst hatten die Reisen hauptsächlich touristischen Charakter. An der Formel-I-Rennstrecke in Schanghai hatte der Konzern eigens eine Loge gemietet, um seine Gäste standesgemäß bewirten zu können.

Eichler sagte dem Handelsblatt: „Aus heutiger Sicht ist es sinnvoll, diese Praxis zu überprüfen und klare Kriterien zu vereinbaren.“ Er will die Differenzbeträge von First auf Business Class dem Konzern zurückzahlen.

Thyssen-Krupp steht wegen milliardenschwerer Fehlplanungen bei neuen Stahlwerken in Brasilien und in den USA in der Kritik. Vor allem der Aufsichtsrat unter Führung von Gerhard Cromme gerät zunehmend unter Druck. Deutsche Aktionärsvertreter und Kleinaktionäre wollen dem Aufsichtsrat die Entlastung versagen. Das empfiehlt auch der US-Aktionärsberater ISS. ThyssenKrupp war auch Teil des sogenannten Schienenkartells mit illegalen Preisabsprachen. Die Deutsche Bahn fordert 750 Millionen Euro zurück.

Bei der Aktionärsversammlung am 18. Jänner wird der 99-jährige Chef der mächtigen Krupp-Stiftung, Berthold Beitz, aber hinter seinem Aufsichtsrat Gerhard Cromme stehen. Der alte Herr, der seit 77 Jahren in erster Ehe verheiratet ist, hat mit seinen mehr als 25-Prozent-Anteilen ein gewaltiges Wörtchen mitzureden. Auch die Luxusreisen der Arbeitnehmervertreter sieht Beitz gelassen.

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