Luigi Mangione vor Gericht: Justizfehler könnten den Fall kippen
Fast genau ein Jahr ist her, dass Bryan Thompson, Geschäftsführer von United Healthcare, der größten privaten Gesundheitsversicherung in den USA, in Manhattan auf offener Straße erschossen wurde. Der Mord am Abend des 4. Dezember 2024 löste eine landesweite Fahndung aus, bei der fünf Tage später ein gewisser Luigi Mangione in einer McDonald’s-Filiale in Pennsylvania gefasst wurde. Am Montag musste er sich im New Yorker Supreme Court erstmals bei einer Anhörung vor Gericht erklären.
Der Fall hatte weltweite Aufmerksamkeit erregt, vor allem wegen Mangione selbst: Der 27-Jährige stammt aus einer wohlhabenden Unternehmerfamilie, war Jahrgangsbester an den Elite-Universitäten Johns Hopkins und Stanford. Doch Social-Media-Einträge legen nahe, dass er nach einer fehlgeschlagenen Rückenoperation unter chronischen Schmerzen litt und sich deren Behandlung nicht leisten konnte – etliche US-Bürger sehen Mangiones mutmaßliche Radikalisierung somit als Beleg für das patientenfeindliche Gesundheitssystem in den USA.
In den sozialen Medien ist längst eine Fangemeinde für den mutmaßlichen Mörder herangewachsen, was nicht zuletzt an seinem Aussehen liegen dürfte. An Mangiones Rechtsmittelfonds wurden bisher 1,3 Millionen Dollar gespendet, entsprechend hochkarätig ist sein Team an Anwälten um Star-Verteidigerin Karen Friedman Agnifilo besetzt. Aufgrund ihrer Arbeit dürfte der Fall doch nicht so klar sein wie erwartet.
Lange Anhörung erwartet
Richter Gregory Carro muss in den nächsten Tagen klären, welche Beweismittel beim eigentlichen Verfahren zugelassen werden dürfen. Mangione droht in einem New Yorker Verfahren wegen vorsätzlicher Tötung lebenslang, in einem Bundesverfahren die Todesstrafe wegen Mordes.
Doch gerade bei der Verhaftung in der McDonald’s-Filiale wurden offenbar grobe Fehler begangen: Nachdem ein Mitarbeiter Mangione als gesuchten Verdächtigen erkannt hatte, hätten ihn rund 20 Polizisten in dem Restaurant eingekesselt und druckvoll verhört, ohne ihm seine Rechte vorzulesen. Das sei verfassungswidrig – und alle Aussagen Mangiones somit für den Prozess unbrauchbar, so die Verteidigung.
Auch aus seinem Rucksack seien ohne Durchsuchungsbefehl Beweisstücke entnommen worden – darunter eine mithilfe eines 3D-Druckers angefertigte, geladene Pistole, ein Schalldämpfer und ein Tagebuch. Da alle Polizeibeamten bei dem Einsatz Bodycams trugen, gibt es Stunden an Videomaterial, dessen Sichtung die Anhörung über Tage strecken dürfte. Ein beteiligter Polizist, der Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Verhörs hatte, ist sogar als Zeuge geladen.
Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Verteidigungsstrategie erfolgreich ist: Schon im September strich Richter Carro Terrorismusvorwürfe von den Anklagepunkten, da es keine Anzeichen dafür gäbe, dass Mangione „die Zivilbevölkerung einschüchtern oder bedrohen wollte“. Im Oktober genehmigte er Mangione auf Anfrage „zivile Kleidung“. Seine Anhänger wird es freuen.
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